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Emotional und sozial hoch begabt

Emotionale Intelligenz – zwei ausgesprochen interessante Wörter, die im Umfeld Hochbegabung oft zur Verwirrung führen. In der alltäglichen Arbeit mit Pädagegen, die schwierige Situationen mit hoch begabten Kindern und Jugendlichen erleben, wird wiederkehrend von sozialen Integrationsschwierigkeiten gesprochen und die nicht vorhandene soziale und emotionale Intelligenz thematisiert.

Juni 2010

Von: Götz Müller


Emotionale Intelligenz – zwei ausgesprochen interessante Wörter, die im Umfeld Hochbegabung oft zur Verwirrung führen. In der alltäglichen Arbeit mit Pädagegen, die schwierige Situationen mit hoch begabten Kindern und Jugendlichen erleben, wird wiederkehrend von sozialen Integrationsschwierigkeiten gesprochen und die nicht vorhandene soziale und emotionale Intelligenz thematisiert.

In den 80er Jahren hat die Intelligenzforschung einen besonderen Denkanstoß aufnehmen müssen, der die Erweiterung des gängigen Intelligenzbegriffs beinhaltete. Gardner äußerte Kritik am bisherigen Konstrukt der Intelligenz und legte mit der darin enthaltenen Theorie der Multiplen Intelligenzen (MI) den Grundstein für die Erweiterung der „alten“ Intelligenz.

Gardner stellt in seinen Überlegungen zur MI dar, dass der herkömmliche Intelligenztest nicht alles erfasse, was unter Intelligenz zu verstehen sei. Diese müsse als intellektuelle Kompetenz ein Sortiment von Fähigkeiten beinhalten, die ihrem Inhaber ermöglichen, echte Probleme oder Schwierigkeiten zu lösen, und die Fähigkeit,Probleme zu entdecken oder zu schaffen, um die Basis für neues Wissen zu legen.

Seine Überlegungen führen ihn zur Annahme mehrerer (relativ) voneinander unabhäneigen Intelligenzen, die er vom ursprünglichen Intelligenzbegriff, der bekanntermaßen auf kognitive Fähigkeiten eingegrenzt ist. Er differenziert seine Intelligenzen und veranschaulicht sie mit prominenten Personen: linguistische Intelligenz (Johann Wolfgang von Goethe), logisch-mathematische Intelligenz (Kurt Gödel), musikalische Intelligenz (Ludwig van Beethoven), räumliche Intelligenz (Michelangelo), körperlich-kinästhetische Intelligenz (Margot Fonteyn), inter- und intrapersonale Intelligenz (Sigmund Freud), naturalistische Intelligenz (Charles Darwin) und existentielle Intelligenz (Dalai Lama).

Wie kam Gardner auf die Idee, die letztlich keine neue war? Verschiedene Kriterien flossen in seine Konzepte ein: So könen beispielsweise Kinder mit Inselbegabungen (trotz ihres niedrigen IQ außergewöhnliche mentale Leistungen erbringen könenn. Leistungsfähigkeit müsse somit auch unabhängig vom gemessenen Intelligenzquotienten sein. Die letzten Jahrzehnte haben keine Daten liefern können, die Gardners Theorie der MI unterstützen können. Im Gegenteil finden sich gegenteilige Befunde, so beispielsweise die vermeintliche Unabhängigkeit der einzelnen Intelligenzen. Die Kritik ist teilweise recht harsch: Einige Wissenschaftler nehmen Gardner kaum mehr ernst und sprechen ihm mittlerweile den Anspruch ab, überaubt wissenschaftlich vorgehen zu wollen, denn er halte trotz besseren Wissens aufgrund bekannter wissenschaftlicher Befunde an seiner Theorie fest.

Scheinen die MI der Vergangenheit anzugehören?