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Nur die besten

In einer Fortbildung zum Thema Hochbegabung und deren Förderung sind einige Fragen aufgetaucht, die ich keineswegs vorenthalten möchte. Eigentlich handelt es sich dabei nur um eine Frage, nämlich die, ob man alte Hochbegabungsstudien aus den 70er- und 80er-Jahren überhaupt noch mit der heutigen Situation an Schulen vergleichen kann.

Februar 2010

Von: Götz Müller


In einer Fortbildung zum Thema Hochbegabung und deren Förderung sind einige Fragen aufgetaucht, die ich keineswegs vorenthalten möchte. Eigentlich handelt es sich dabei nur um eine Frage, nämlich die, ob man alte Hochbegabungsstudien aus den 70er- und 80er-Jahren überhaupt noch mit der heutigen Situation an Schulen vergleichen kann.

Im Folgenden handelt es sich somit um einen kleinen Erfahrungsbericht, der einige Auszüge der Plenumsdiskussion zur Hochbegabtenförderung wiedergibt. Nun zur Sache: Den Worten einiger Lehrer war zu entnehmen, dass die 5.Klassen, die man heute so antreffe, „völlig anders“ seien als in den 80er-Jahren. Ob dies nostalgische Verzerrung bei zunehmendem Alter und möglicher Verklärung ist, stelle ich einfach mal in Abrede. Was aber interessant ist, sind die ergänzenden Ausführungen über grundlegende Fertigkeiten der jungen Gymnasiastengarde. Leseverstehen und Aufgabenverständnis seien schlechter, die Fähigkeiten, Gelerntes anzuwenden, gemindert und das allgemeine Arbeitsverhalten deutlich schlechter. Woran das liegt, war nicht unbedingt klar, denn hier gingen die Theorien deutlich auseinander. Letztlich könnte man nun alle gängigen Klischees von elterlicher Erziehung bis hin zu Medien bedienen, doch ein Gedanke stach für mich heraus: Wie viele Schüler eines Jahrgangs besuchen heute eigentlich das Gymnasium?

Die darin steckende Brisanz für die Häufigkeit von mit Hochbegabung assoziierten Problemen und auch die Förderung von Hochbegabten ist offensichtlich und in der Diskussion mit den Lehrern deutlich spürbar. Sind Angaben über die Häufigkeit von entsprechenden Problemen aus alten Zeiten übertragbar? Das Kollegium diskutierte intensiv über die Veränderungen der Schülerklientel und war sich einig, allein in den so genannten „Kopfnoten“ eine ganz andere Schülerschaft als früher zu haben. Die heutige Gymnasialklientel sei zu heterogen und daher kaum angemessen förderbar. Wenn nämlich knapp 40-45% einer 4.Klasse auf das Gymnasium kämen, so sei der Spagat einfach nicht leistbar. Grundsätzlich ist hier auch zuzustimmen, da somit Kinder mit einem Intelligenzquotienten knapp über dem Durchschnitt wie auch Hochbegabte in einer Klasse gleich unterrichtet werden. Dies ist sicherlich eine Herausforderung an den Gymnasien, denn früher seien es nur 15-25% gewesen – eben nur die besten. Und diese Gruppe zeigte somit eine höhere Leistungshomogenität und -dichte.

Liegt hierin vielleicht ein Ansatz verborgen, der das gehäufte Auftreten von Problemen mit und um Hochbegabte erklären kann? Ist das denkbar?