In einer Fortbildung zum
Thema Hochbegabung und deren Förderung sind einige Fragen
aufgetaucht, die ich keineswegs vorenthalten möchte. Eigentlich
handelt es sich dabei nur um eine Frage, nämlich die, ob man alte
Hochbegabungsstudien aus den 70er- und 80er-Jahren überhaupt noch
mit der heutigen Situation an Schulen vergleichen kann.
Im Folgenden handelt es
sich somit um einen kleinen Erfahrungsbericht, der einige Auszüge
der Plenumsdiskussion zur Hochbegabtenförderung wiedergibt. Nun zur
Sache: Den Worten einiger Lehrer war zu entnehmen, dass die
5.Klassen, die man heute so antreffe, „völlig anders“ seien als
in den 80er-Jahren. Ob dies nostalgische Verzerrung bei zunehmendem
Alter und möglicher Verklärung ist, stelle ich einfach mal in
Abrede. Was aber interessant ist, sind die ergänzenden Ausführungen
über grundlegende Fertigkeiten der jungen Gymnasiastengarde.
Leseverstehen und Aufgabenverständnis seien schlechter, die
Fähigkeiten, Gelerntes anzuwenden, gemindert und das allgemeine
Arbeitsverhalten deutlich schlechter. Woran das liegt, war nicht
unbedingt klar, denn hier gingen die Theorien deutlich auseinander.
Letztlich könnte man nun alle gängigen Klischees von elterlicher
Erziehung bis hin zu Medien bedienen, doch ein Gedanke stach für
mich heraus: Wie viele Schüler eines Jahrgangs besuchen heute
eigentlich das Gymnasium?
Die darin steckende
Brisanz für die Häufigkeit von mit Hochbegabung assoziierten
Problemen und auch die Förderung von Hochbegabten ist offensichtlich
und in der Diskussion mit den Lehrern deutlich spürbar. Sind Angaben
über die Häufigkeit von entsprechenden Problemen aus alten Zeiten
übertragbar? Das Kollegium diskutierte intensiv über die
Veränderungen der Schülerklientel und war sich einig, allein in den
so genannten „Kopfnoten“ eine ganz andere Schülerschaft als
früher zu haben. Die heutige Gymnasialklientel sei zu heterogen und
daher kaum angemessen förderbar. Wenn nämlich knapp 40-45% einer
4.Klasse auf das Gymnasium kämen, so sei der Spagat einfach nicht
leistbar. Grundsätzlich ist hier auch zuzustimmen, da somit Kinder
mit einem Intelligenzquotienten knapp über dem Durchschnitt wie auch
Hochbegabte in einer Klasse gleich unterrichtet werden. Dies ist
sicherlich eine Herausforderung an den Gymnasien, denn früher seien
es nur 15-25% gewesen – eben nur die besten. Und diese Gruppe
zeigte somit eine höhere Leistungshomogenität und -dichte.
Liegt hierin vielleicht
ein Ansatz verborgen, der das gehäufte Auftreten von Problemen mit
und um Hochbegabte erklären kann? Ist das denkbar?