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Termiten

Was haben hochbegabte Kinder und Termiten eigentlich gemeinsam? Bezieht man sich auf die Häufung in der Google Ngrams-Grafik meiner Kollegin Frau Baudson, so erinnert zwar das Aussehen je nach Vergrößerung an einen Termitenhügel, doch ist das Wort Giftedness wohl eher mit einer berühmten Person der Begabungsforschung verbunden: Lewis Terman.

Januar 2011

Von: Götz Müller


Was haben hochbegabte Kinder und Termiten eigentlich gemeinsam? Bezieht man sich auf die Häufung in der Google Ngrams-Grafik meiner Kollegin Frau Baudson, so erinnert zwar das Aussehen je nach Vergrößerung an einen Termitenhügel, doch ist das Wort Giftedness wohl eher mit einer berühmten Person der Begabungsforschung verbunden: Lewis Terman.

Der Amerikaner Terman rückte vor etwa 100 Jahren das Thema Hochbegabung ins Zentrum einer einzigartigen Langzeitstudie. Im frühen 20.Jahrhundert nahmen etwa 1500 Kinder aus Kalifornien an dieser Studie teil, die allesamt mindestens einen IQ von 130 hatten sowie zwischen 1903 und 1917 geboren waren. Sie wurden umfassend hinsichtlich kognitiver, sozioökonomischer und psychologischer Merkmale untersucht. Liebevoll wurden und werden diese Kinder „Termiten“ genannt, denn bis dato hält die Erforschung der mittlerweile nicht nur Hochbegabten, sondern auch Hochbetagten an.

Terman und seine Mitarbeiter beschäftigte nicht nur die Frage, wie Hochbegabung und akademischer Erfolg miteinander verbunden sind, sondern darüber hinaus war die Entwicklung der hochbegabten Kinder über die Jahre ein besonderer Bestandteil der Forschung. Terman konnte diverse Zusammenhänge und auch Unterschiede zur Norm eruieren: Eine Vielzahl der Hochbegabten absolvierte das College, was damals eine Besonderheit war; auch deckte er einen Zusammenhang zwischen körperlicher und seelischer Gesundheit und der intellektuellen Hochbegabung auf. Allerdings sind seine Ergebnisse aufgrund methodischer Mängel und Schwierigkeiten kaum haltbar.

Terman bereinigte mit seiner Studie das damals vorherrschende Mythos von „Genie und Wahnsinn“ auf und zählt als Initiator für den Aufschwung in der Begabungsforschung. Ob seine Ergebnisse nicht aber auch Grundlage für das Mythos vom privilegierten hochbegabten Kind geworden sind, mag dahingestellt sein.

Im Original nachzulesen:

Terman, L.M. (1925). Genetic Studies of Genius. Vol. 1. Mental and Physical Traits of a Thousand Gifted Children. Stanford: Stanford University Press.