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Tests – ein paar Worte dazu

Jeder, der was auf sich hält, weiß auch was übers Testen. Zum Testen von Intelligenz oder intellektuellem Entwicklungsstand (was bei Kindern sicherlich die bessere Bezeichnung ist). Aktuell habe ich zwei Gespräche mit Eltern geführt, die mich zweifeln lassen, ob die Zunft der Testpsychologen wirklich einen guten Job macht. Eltern stecken einfach in einer schwierigen Lage: Dem Kind geht es nicht gut, der Druck wächst – und dann kommt der Test.

Juni 2009

Von: Götz Müller


Jeder, der was auf sich hält, weiß auch was übers Testen. Zum Testen von Intelligenz oder intellektuellem Entwicklungsstand (was bei Kindern sicherlich die bessere Bezeichnung ist). Aktuell habe ich zwei Gespräche mit Eltern geführt, die mich zweifeln lassen, ob die Zunft der Testpsychologen wirklich einen guten Job macht. Eltern stecken einfach in einer schwierigen Lage: Dem Kind geht es nicht gut, der Druck wächst – und dann kommt der Test.

Grundsatzfragen zum Testen möchte ich in der Folge nicht erörten, sondern zwei Aspekte aufgreifen: Sprachliche Fähigkeiten im jungen Alter und Extremwerte über IQ 130.

Jonas hat einen Verbal-IQ von 134. Was man wissen muss: Intelligenzdiagnostik in jungen Jahren ist vielmehr eine Form von Entwicklungsdiagnostik, nicht aber die Festschreibung einer Ausprägung schlechthin. Auch ist bitte zu bedenken, dass gerade sprachliche Anteile der Gesamtintelligenz in jungen Jahren schlichtweg einen Entwicklungsvorsprung messen. Die anderen (die Vergleichsgruppe, anhand derer der Vorsprung festgestellt wurde) holt in den weiteren Jahren auf - sie wird beschult, Sprache wird gefördert. Und siehe da: Der Vorsprung schmilzt. Jonas hat in der 5.Klasse „nur“ noch einen kleinen Vorsprung und liegt in seinen sprachlichen Fähigkeiten im IQ 115-120.

Anton hat einen IQ von 145. Vorsicht: Da hat der Diagnostiker nicht genau erklärt, wie die Testergebnisse im Bereich über IQ 130 zu verstehen sind. In den Randbereichen der Intelligenzverteilung können die Werte extrem verzerren. Hier liegen nämlich nur wenige Vergleichswerte vor, da in der Testnorm nur wenige Probanden in diesen Bereichen vorliegen. Bei 2% Hochbegabten ist das fast selbstverständlich. Also behelfen sich Testkonstrukteure, indem sie „schätzen“. Aus diesem Grunde wird vom „Deckeneffekt“ gesprochen, der für viele Tests gilt.

Zusammengefasst: Je jünger Kinder sind, desto stärker können die Werte im weiteren Verlauf schwanken. Besonders sprachliche Anteile können in jungen Jahren überschätzt werden. Tests messen in der Regel genau bis zur Grenze von IQ 130. Über diese Grenze hinweg können keine genauen Angaben gemacht werden.