Diagnostik mit Intelligenztests

Beratung

IDS – Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder von 5-10 Jahren

Altersbereich: 5;0 bis 10;11 Jahre

Test-Typ: Einzeltest

Erscheinungsjahr: 2009

Verlag: Huber, Bern

Hinweis: Zu diesem Test liegt bereits die Testrezension des Nachfolgers vor:
IDS-2 (2018)

IDS – Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder von 5-10 Jahren

1 Beschreibung

1.1 Zielsetzung und Grundlagen

Die IDS dienen der Erfassung der kognitiven und allgemeinen Entwicklung von fünf- bis zehnjährigen Kindern und berücksichtigen dabei insbesondere Entwicklungsbereiche, die die schulische Leistung beeinflussen.

Das zugrundeliegende Intelligenzmodell wird nicht genau spezifiziert. Impulse zur Entwicklung der IDS gingen vom Kramer-Intelligenztest aus (Kramer, 1972), welcher wiederum auf der „Echelle metrique d’intelligence“ basiert (Binet & Simon, 1905), sowie von einer kompetenzorientierten Forschungsperspektive (Stone, Smith & Murphy, 1973). Die IDS schätzen den Stand der kognitiven und allgemeinen Entwicklung von fünf- bis zehnjährigen Kindern aus dem Zusammenspiel von Kognition, Psychomotorik, sozial-emotionaler Kompetenz, mathematischer Fähigkeit, Sprache und Leistungsmotivation ein.

1.2 Aufbau

  • 19 Subtests, die 6 Funktionsbereichen zugeordnet sind: kognitive Entwicklung (7 Subtests), Psychomotorik (3 Subtests), Sozial-emotionale Kompetenz (4 Subtests), Mathematik (1 Subtest), Sprache (2 Subtests), Leistungsmotivation (2 Subtests).
  • Innerhalb eines Subtests sind die Aufgaben i.d.R. nach aufsteigender Schwierigkeit geordnet. Zum Teil existieren für einzelne Subtests je nach Alter unterschiedliche Vorgaben für die Durchführung.
  • Durchführung des Gesamttests oder ausgewählter Module möglich.
  • Es existiert kein Paralleltest.

1.3 Quellen

Grob, A., Meyer, C.S. & Hagmann-von Arx, P. (2009). Intelligence and Development Scales (IDS). Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder von 5-10 Jahren. Bern: Huber.

2 Anwendung

2.1 Zusammenfassung

Eine abschließende Bewertung ist nicht möglich. Im Manual fehlen Angaben zu möglichen Deckeneffekten und zu Itemschwierigkeiten. Studien zur Differenzierungsfähigkeit der IDS erbrachten keine einheitlichen Ergebnisse.

Der erreichbare Höchstwert liegt bei IQ=145.

2.2 Eignung als Screening

Als Screening nicht geeignet

Nicht als Gruppentest anwendbar.

2.3 Eignung zur Profilerstellung

Für Fähigkeitsprofil weitestgehend geeignet

Inter- und intraindividuelle Intelligenz- und Entwicklungsprofilanalyse zur Darstellung individueller Stärken und Schwächen auf der Ebene der sechs Funktionsbereiche möglich.

Keine Angaben von kritischen Differenzen, aber von Vertrauensintervallen für den intra- und interindividuellen Vergleich.

2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung

Für die Schullaufbahnberatung eingeschränkt geeignet

Aufgrund der möglicherweise eingeschränkten Differenzierungsfähigkeit nur in Kombination mit anderen Verfahren geeignet.

2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen

Für Selektionsentscheidungen eingeschränkt geeignet

Aufgrund der möglicherweise eingeschränkten Differenzierungsfähigkeit nur in Kombination mit anderen Verfahren.

3 Normierung

3.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

3.2 Aktualität der Normen

Aktualität der Normen gegeben

Normierung: 2007/2008.

Altersnormen (WP, IQ-Werte, PR) in Halbjahresschritten für die Subtests und den Gesamtwert des Funktionsbereiches kognitive Entwicklung; für die Subtests der anderen Funktionsbereiche liegen WP sowie mittlere WP für den Gesamtwert des jeweiligen Funktionsbereiches vor.

3.3 Repräsentativität der Normen

Angaben zur Beurteilung der Repräsentativität der Normen nicht ausreichend

Normdatenerhebung mit n = 1.492, 5;0 bis 10;11 Jahre alt, ca. 50 % Mädchen, aus Deutschland (Raum Bremen, Jena und Freiburg), Österreich (Raum Salzburg und Wien) und deutschsprachiger Schweiz. Finale Normierungsstichprobe umfasst n = 1.330 (Angaben über Ausschlussgründe fehlen).

Keine bedeutsamen Leistungsunterschiede zwischen den verschiedenen Ländern; keine bedeutsamen Geschlechtseffekte; bedeutsame, jedoch geringe Korrelationen der Subtestmittelwerte mit dem sozio-ökonomischen Status.

Eine abschließende Beurteilung der Repräsentativität ist aufgrund von unzureichenden Angaben zur Stichprobe nicht möglich.

4 Objektivität

4.1 Vorbemerkungen

Die IDS sind ein komplexes und aufwändiges Verfahren, so dass die Objektivität in besonderer Weise von der Qualifikation der Testleiterin bzw. des Testleiters abhängt.

4.2 Durchführungsobjektivität

Durchführungsobjektivität weitestgehend gegeben

Standardisierte Instruktionen (inkl. Nachfrageregeln) sind vorhanden, Angabe von Abbruch- und Umkehrregeln für jeden Subtest.

Infolge von Unklarheiten im Manual (u.a. Dauer der Aufgaben, Platzierung des Materials, Anzahl der Versuche) praktische Probleme bei der Durchführung möglich (Koch, Kastner-Koller & Deimann, 2011).

4.3 Auswertungsobjektivität

Auswertungsobjektivität weitestgehend gegeben

Standardisierte Auswertung mit Hilfe von Bewertungsregeln möglich, Auswertungsbeispiele sind vorhanden.

Beurteilung komplexer Leistungen mit umfangreichen Bewertungskriterien (z.B. Item „Balancieren“ aus dem Subtest Grobmotorik, Subtests zum Funktionsbereich Sozial-Emotionale Kompetenz) können die Auswertungsobjektivität einschränken (Koch, Kastner-Koller & Deimann, 2011).

4.4 Interpretationsobjektivität

Interpretationsobjektivität gegeben

Normwerte und Hinweise zur Interpretation (inklusive Fallbeispiel) vorhanden.

5 Reliabilität

5.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

5.2 Paralleltest-Reliabilität

Paralleltest-Reliabilität entfällt (Kein Paralleltest vorhanden)

5.3 Testhalbierungsreliabilität

Angaben zur Testhalbierungsreliabilität fehlen

5.4 Retest-Reliabilität

Retest-Reliabilität eingeschränkt gegeben

31 Schweizer Kinder, 16 Jungen, Durchschnittsalter 7,6 Jahre; bei einem Test-Retestintervall von durchschnittlich 15 Monaten zum Teil nur geringe Stabilitäten der Subtests zur kognitiven Entwicklung (.45-.81), größtenteils geringe Stabilitäten der Subtests zur Psychomotorik (.34-.67), der Subtests zur sozial-emotionalen Kompetenz (.45-.74), der Subtests zur Sprachfähigkeit (.57-.72) und der Subtests zur Leistungsmotivation (.41-.71); gute Stabilität des Gesamtwerts kognitive Entwicklung (.83) und des Mathematiktests (.88), keine Angaben für die Gesamtwerte der restlichen Funktionsbereiche.

Studien mit größeren Stichproben fehlen.

5.5 Interne Konsistenz

Interne Konsistenz weitestgehend gegeben

Normierungsstichprobe; mittlere bis hohe interne Konsistenzen der Subtests zur kognitiven Entwicklung (.68-.96), zur Sprache (.81-.82) und zur Leistungsmotivation (76.-.86); teilweise zu niedrige interne Konsistenzen der Subtests zur Psychomotorik (.57-.71) und zur sozial-emotionalen Kompetenz (.59-.79); sehr gute interne Konsistenzen für Funktionsbereich kognitive Entwicklung (.92) und Mathematik (.87), keine Angaben für die Gesamtwerte der restlichen Funktionsbereiche.

5.6 Profilreliabilität

Angaben zur Profilreliabilität fehlen

6 Validität

6.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

6.2 Konstruktvalidität

Konstruktvalidität eingeschränkt gegeben

Alterstrends ermittelt an Normierungsstichprobe; mit zunehmenden Alter (Vergleich von Jahres- und Halbjahresaltersgruppen) steigende Werte (Ausnahme Subtest „Leistungsfreude“); es fallen jedoch zunehmend geringere Mittelwertunterschiede mit ansteigendem Alter auf (insb. zwischen 9 und 10-Jährigen).

Interkorrelationen der Subtests, Normierungsstichprobe; Korrelationen im niedrigen bis mittleren Bereich (-.02-.58), dabei zumeist höhere Korrelationen mit eigenem Funktionsbereich als mit anderem Funktionsbereich.

Faktorenanalyse über Daten der Normierungsstichprobe erbringt vier- statt sechsfaktorieller Lösung: Kognition, Sozial-emotionale Kompetenz, Leistungsmotivation und Psychomotorik; die Funktionsbereiche Sprache und Mathematik sind dem Funktionsbereich Kognition zuzuordnen.

Ladungen der Subtests nicht immer eindeutig: „Sozial kompetent handeln“ lädt höher auf Leistungsmotivation (.48) als auf sozial-emotionale Kompetenz (.34), der Subtest „Aufmerksamkeit selektiv“ lädt höher auf Psychomotorik (.39) als auf Kognition (.19) und der Subtest „Gedächtnis auditiv“ stärker auf sozial-emotionale Kompetenz (.44) als auf Kognition (.40).

6.3 Kriteriumsvalidität

Kriteriumsvalidität weitestgehend gegeben

Angaben für die Überprüfung der Kriteriumsvalidität des Funktionsbereichs Psychomotorik fehlen.

Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests

HAWIK-IV (Petermann & Petermann, 2007): n = 172 Schweizer Kinder aus Normstichprobe, Durchschnittsalter 8,6 Jahre; zeitlicher Abstand zwischen IDS und HAWIK-IV im Durchschnitt 10 Tage;

Korrelationen des HAWIK-Gesamtwerts mit IDS Funktionsbereichen hoch für Kognition (.69), mittel für Mathematik (.53) und für IDS Subtests niedrig bis mittel für Sprache (.27-.42), soziale Situationen verstehen (.23), Emotionen erkennen (.20), Feinmotorik (.23) und Visuomotorik (.17), Nullkorrelationen für restliche Subtests.

Zusammenhang mit Schulleistungstests

160 Schweizer Kinder aus Normstichprobe, Durchschnittsalter 8,8 Jahre;

Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (Landerl, Wimmer & Moser, 2006): mittlere Korrelation der Untertests „Lesen“ (.27) und „Schreiben“ (.21) mit IDS-Gesamtwert Kognition.

Schweizer Rechtentest 1.-3. Klasse (SR 1-3; Lobeck & Frei, 1987): mittlere Korrelation mit dem IDS-Gesamtwert Kognition (.41), mit Mathematik (.41) und mit Sprache (.19 bis .20).

Weitere Befunde belegen die Kriteriumsvalidität der IDS für den Bereich der sozial-emotionalen Kompetenz.

6.4 Prognostische Validität

Angaben zur prognostischen Validität fehlen

7 Ökonomie

7.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

7.2 Durchführungsökonomie

Durchführung ökonomisch

Gesamttest ca. 90 bis 120 Min.

Nur Funktionsbereich Kognition: ca. 45 Min.

7.3 Auswertungsökonomie

Auswertung ökonomisch

Manuelle Auswertung des gesamten Verfahrens ca. 10 bis 30 Min. (Naescher, 2010).

Automatische Auswertung ist mit dem Auswerteprogramm (im Testkoffer enthalten) möglich.

8 Weiterführendes

8.1 Vorgängerversion

Keine.

8.2 Literaturangaben

Binet, A. & Simon, T. (1905). Méthodes nouvelles pour le diagnostic du niveau intellectuel des anormaux. L‘Année Psychologique, 11, 191-244.

Koch, H., Kastner-Koller, U. & Deimann, P. (2011). Testbesprechung: Intelligence and Development Scales (IDS). Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder von 5-10 Jahren. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 43, 108-113.

Kramer, J. (1972). Intelligenztest: mit einer Einführung in Theorie und Praxis der Intelligenzprüfung (4. revidierte Aufl.). Solothurn: Antonius.

Landerl, K., Wimmer, H. & Moser, E. (2006). Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT) (2. korrigierte u. aktualisierte Aufl.). Bern: Huber.

Lobeck, A. & Frei, M. (1987). Schweizer Rechentest 1-3. Klasse (SR 1-3). Göttingen: Hogrefe.

Naescher, S. (2010). IDS - Intelligenz- und Entwicklungsskalen für Kinder von 5-10 Jahren (PSYNDEX Tests Review). In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Online im Internet, URL: www.zpid.de (Stand: 28.2.2015).

Petermann, F. & Petermann, U. (2007). Hamburg Wechsler Intelligenztest für Kinder-IV (HAWIK-IV). Bern: Huber.

Stone, L.J., Smith, H.T. & Murphy, L.B. (Eds.) (1973). The competent infant: Research and commentary. New York: Basic Books.