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Frühste Indikatoren für hohe Begabung

Das Jahr ist noch jung: Wir haben Januar! Ein geeigneter Anlass, sich zur frühen Zeit des Jahres den so genannten Forschern in Windeln zu widmen, den Kindern in noch jungen Monaten. Die Erforschung des Säuglings und Kleinkindes hat immenses Wissen hervorgebracht, sei es Entropie in Küche und Spielzimmer im Hause Dahlem, sei es Rasselgeräusch und Kuscheltier in der Babywiege. Vieles davon wird in unterschiedliche Zusammenhänge gebracht und so auch in den Zusammenhang mit Begabung und Hochbegabung.

Januar 2012

Von: Götz Müller


Das Jahr ist noch jung: Wir haben Januar! Ein geeigneter Anlass, sich zur frühen Zeit des Jahres den so genannten Forschern in Windeln zu widmen, den Kindern in noch jungen Monaten. Die Erforschung des Säuglings und Kleinkindes hat immenses Wissen hervorgebracht, sei es Entropie in Küche und Spielzimmer im Hause Dahlem, sei es Rasselgeräusch und Kuscheltier in der Babywiege. Vieles davon wird in unterschiedliche Zusammenhänge gebracht und so auch in den Zusammenhang mit Begabung und Hochbegabung.

Im Folgenden möchte ich eine Untersuchung aus den 80er-Jahren vorstellen, geleitet von Marc Bornstein, einem namhaften us-amerikanischen Forscher in der Entwicklungspsychologie. In dieser Untersuchung wurden Säuglingen im Alter von 3 bis 5 Monaten unterschiedliche Reize dargeboten, die sich am besten anhand der Art der Darbietung – akustisch oder visuell – aufteilen lassen. Beobachtet wurden nun die Reaktionen der kleinen Forscher: Nach Darbietung der freundlichen Reize wurde erfasst, wie lange die Säuglinge bei den Reizen verweilten. Die Reize wurden wiederholt dargeboten, bis die Babys sie nicht mehr beachteten. Diese Nicht-Beachtung wurde interpretiert als Habitualisierung, deren Grundlage in der Musterspeicherung des Stimulus besteht: Wenn bekannt, nicht mehr „interessant„! Somit wurden einfache Mustererkennungsprozesse durchgeführt: Wenn Säuglinge Reize mehr als einmal wahrgenommen haben, können sie dies wiedererkennen; somit haben sie Muster entwickelt, die ihnen bei der Beurteilung helfen, ob etwas gleich oder ungleich ist.

Sobald aber ein neuer Reiz dargeboten wurde, verweilten die Säuglinge signifikant länger bei denselben. Das Neue am Reiz führte zu einer Erhöhung der Aufmerksamkeitslenkung, was gleichbedeutend mit der Erkenntnis ist, dass hier etwas Unbekanntes (ergo kein vorhandenes Muster) zu verarbeiten ist. Der anhaltende Detektionsprozess führt zum notwendigen Schritt, denn die gespeicherten Muster passen nicht, sie müssen eben erweitert werden. Wurde der neue Reiz häufiger gezeigt, kam es wieder zur Habitualisierung – und es erfolgte keine Beachtung mehr.

Zugegeben: Wir betrachten hier einen sehr einfachen Prozess der Entwicklung, Speicherung und Erkennung von akustischen und visuellen Mustern oder Schemata. Und doch lässt sich anhand dieser Daten eine Vorhersage für die Entwicklung sprachlicher Intelligenz leisten - faszinierend! Fast ein kleiner IQ-Test, auch wenn dies sehr reduktionistisch klingt! Bornstein konnte nachweisen, dass diejenigen Kinder, die schneller bei wiederholter Reizdarbietung habituierten, im Altersbereich von 2 bis 5 Jahren signifikant bessere sprachliche Leistungen erbringen konnten. Wenn ein Säugling schneller als die anderen erkennen konnte, dass ein Stimulus gleich war, so befähigt ihn dies anscheinend, sich verbal-akustischen Reizkonstellationen erfolgreicher zu stellen. Banal, aber Grundlage von Lernen.

Texte von Bornstein:

Tamis-LeMonda & Bornstein (1989). Habituation and maternal encouragement of attention in infancy as predictors of toddler language, play, and representational competence. Child Development, 60. Bornstein & Sigman (1987). Continuity in mental development from infancy. In: Oates & Sheldon: Cognitive development in infancy. Bornstein & Tamis-LeMonda (1994). Antecedents of information-processing skills in infants. Infant Behavior & Development, 17.