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Produktivität im Kindergarten

Bedingt fällt dieser Beitrag in die reine Hochbegabungsthematik, aber für den Umgang im Sinne von Konzepten in der Begabten- und Begabungspädagogik findet sich sicherlich ein Zugang. Versetzen Sie sich bitte in die Lage einer Kindergartenmutter, deren Kindes Nachbarsgruppe jeden Tag enorme Mengen von „Produkten“ mit nach Hause bringt. Ihr eigenes Kind aber nicht.

August 2009

Von: Götz Müller


Bedingt fällt dieser Beitrag in die reine Hochbegabungsthematik, aber für den Umgang im Sinne von Konzepten in der Begabten- und Begabungspädagogik findet sich sicherlich ein Zugang. Versetzen Sie sich bitte in die Lage einer Kindergartenmutter, deren Kindes Nachbarsgruppe jeden Tag enorme Mengen von „Produkten“ mit nach Hause bringt. Ihr eigenes Kind aber nicht.

Was ist denn da passiert? Neben der Tatsache, dass Sie sich im Vergleich mit Ihrer Schwester, deren Kinder über prall gefüllte Kindergarten-Mappen verfügt, schämen werden, ist es durchaus menschlich, nach dem Geschehen im Kindergarten zu fragen. Was machen die da eigentlich – außer Kaffeetrinken?

Nun mal im Ernst: Produktion ist nicht Konstruktion. Dass Kinder Mal- und Bastelarbeiten mit nach Hause bringen, heißt nicht, dass sie wirklich tiefgehend lernen. Sicherlich üben sie das Entwickeln von Fertigkeiten, die speziell im graphuomotorischen Bereich auch der Schulvorbereitung dienen, doch letztlich lernen sie in vorgegebener und somit eingeengter Struktur. Bei Hochbegabten herrscht auch in der Elementarpädagogik der Anspruch vor, über Kurse oder spezielle Programme wie Experimentieren das Kind „zu entfalten“, doch sind auch diese Wege im pädagogischen Sinne eher eng. Selbstverständlich sollten sie stattfinden, damit Hochbegabte in diesen besonderen Lernsituationen Anreize finden und sich dann im Vergleich zum Regelbetrieb tatsächlich entwickeln. Komplexe Lernsituationen zu gestalten, in denen Hochbegabte gefordert werden, sachliche mit sozialen Bezügen zu verbinden, ist derzeit der plausible Trend der Pädagogik. Und für diesen integrativen Weg der Hochbegabtenförderung möchte ich hier plädieren.

In der Beratungspraxis ist selbstverständlich bekannt, dass gerade bei Hochbegabten, die sozial vereinsamt bzw. nicht integriert sind, dass solche Separationswege wie Kurse oder Spezialschulen sehr stabilisierend wirken können. Sie lernen, dass es „ähnliche Typen“ gibt, mit denen sie besser klar kommen können. Doch auch hier ist der entscheidende Punkt der soziale Bezug, und nicht übergeordnet der fachliche Anreiz.