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Typisch hoch begabt?

Was ist denn schon typisch hoch begabt? Aktuell bin ich über einige Aussagen einer Mutter gestolpert, die nahezu alle Verhaltensweisen (jeder Güte) mit der Hochbegabung ihres Sohnes erklärt. Das sei eben typisch für Hochbegabte. Da könnte ja was dran sein, denn so etwas höre ich recht häufig. Nicht nur beim Merken von Dingen oder gut formulierten Sätzen, sondern auch beim Nicht-Verlieren-Können oder Einschlafen tritt der Gedanke an die Hochbegabung auf. Florian bspw. steigert sich abends häufig in Gedanken hinein, nicht mehr aufwachen zu können. Woher - so der 5-jährige - wisse er denn, dass der Schlaf nicht in den Tod übergehe?

Februar 2009

Von: Götz Müller


Was ist denn schon typisch hoch begabt? Aktuell bin ich über einige Aussagen einer Mutter gestolpert, die nahezu alle Verhaltensweisen (jeder Güte) mit der Hochbegabung ihres Sohnes erklärt. Das sei eben typisch für Hochbegabte. Da könnte ja was dran sein, denn so etwas höre ich recht häufig. Nicht nur beim Merken von Dingen oder gut formulierten Sätzen, sondern auch beim Nicht-Verlieren-Können oder Einschlafen tritt der Gedanke an die Hochbegabung auf. Florian bspw. steigert sich abends häufig in Gedanken hinein, nicht mehr aufwachen zu können. Woher - so der 5-jährige - wisse er denn, dass der Schlaf nicht in den Tod übergehe?

Florian kann nicht nur gut philosophieren, sondern auch hervorragend katastrophisieren. Wo viele aktive graue Zellen existieren, kann eben viel nachgedacht und ausgemalt werden. Aber ob seine Ängste und Sorgen jetzt durch seine Hochbegabung "beschleunigt" werden - wer kann das schon sagen? Wahrscheinlich ist, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt oder es eben ja nach Kind ganz unterschiedlich aussehen wird. Doch deutlich wird, dass die Gefahr besteht, alles auf eine Hochbegabung zurückzuführen, die Schwierigkeiten damit zu erklären, damit aber keineswegs lösungsorientiert zu denken. Wollen wir denn eine Hochbegabung verändern??? Außerdem: Die hoch begabte Persönlichkeit gibt es eben nicht (oder scheint noch nicht gefunden). Studien wie das Marburger Hochbegabtenprojekt liefern keineswegs Anlass, auf die "eine" Persönlichkeit von hoch begabten Kindern und Jugendlichen zu schließen. Temperamentsfaktoren, Persönlichkeitsmerkmale und sogar familiäre Strukturen sind ähnlich und unterscheiden sich kaum von anderen Kindern und Jugendlichen.

Es wäre ja auch unglaublich: Hoher Selbstwert oder die Art zu essen als Indikator für eine Hochbegabung? Einschlafängste oder Vorlieben für Computerspiele als aussagekräftige Hinweise auf eine Hochbegabung? Soll's Schach oder Fußball sein? Monokausalität im komplexen Leben?