Diagnostik mit Intelligenztests

Beratung

CFT 1-R – Grundintelligenztest Skala 1 - Revision

Altersbereich: 5;4 bis 9;11 Jahre

Test-Typ: Einzel- und Gruppentest

Erscheinungsjahr: 2013

Verlag: Hogrefe, Göttingen

CFT 1-R – Grundintelligenztest Skala 1 - Revision

1 Beschreibung

1.1 Zielsetzung und Grundlagen

Der CFT 1-R ist ein Verfahren zur sprachfreien Erfassung der Grundintelligenz (fluide Intelligenz) mittels figuralem Aufgabenmaterial bei fünf- bis neunjährigen Kindern.

Dem Test liegt die Intelligenztheorie von Cattell (1963) zugrunde. Demnach setzt sich die allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit aus kristalliner Intelligenz (erworbenes Faktenwissen) und fluider Intelligenz (Fähigkeit zum Erkennen von Unterschieden, Beziehungen und zum schlussfolgernden Denken) zusammen.

1.2 Aufbau

  • 6 Subtests: (1) Substitutionen, (2) Labyrinthe, (3) Ähnlichkeiten, (4) Reihenfortsetzen, (5) Klassifikation und (6) Matrizen.
  • Die Untertests sind auf 2 Testteile verteilt.
  • Subtests 1 bis 3 (Teil 1) messen figurale Wahrnehmung und Verarbeitungsgeschwindigkeit, Subtests 4 bis 6 (Teil 2) erfassen figurales Denken.
  • Testzeit kann variiert werden („Kurzform“ mit ca. 4 Min. weniger Zeit für Aufgabenbearbeitung als bei regulärer „Langform“).
  • Maximalgrößen für Gruppentestungen: Kindergarten 6 Kinder, Förder- und Sonderschule 4 Kinder (1. Klasse) bis 12 Kinder (3./4. Klasse), Grundschule 10 Kinder (1. Klasse) bis 15 Kinder (2./3. Klasse).
  • Es existiert kein Paralleltest.

1.3 Quellen

Weiß, R.H. & Osterland, J. (2013). CFT 1-R. Grundintelligenztest Skala 1 - Revision. Göttingen: Hogrefe.

2 Anwendung

2.1 Zusammenfassung

Der CFT 1-R eignet sich eher zur Intelligenzdiagnostik im mittleren und unteren Begabungsbereich.

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz anhand figuralen Materials) eignet sich der CFT 1-R zur Hochbegabungsdiagnostik nur in Kombination mit mehrdimensionalen Testverfahren.

Die Lösungswahrscheinlichkeiten der Items weisen auf Deckeneffekte hin, insbesondere für Kinder in der ersten bis dritten Klasse; bei hochbegabten Kindern zeigen sich vermutlich schon früher Deckeneffekte.

Der erreichbare Höchstwert liegt bei IQ=145.

2.2 Eignung als Screening

Als Screening geeignet

Der CFT 1-R ist als Gruppentest mit bis zu 15 Kindern in ca. 60 Min. durchführbar.

2.3 Eignung zur Profilerstellung

Kein Fähigkeitsprofil

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit figuralem Aufgabenmaterial) ist die Erstellung eines Intelligenzprofils nicht möglich.

2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung

Für die Schullaufbahnberatung eingeschränkt geeignet

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit ausschließlich figuralem Aufgabenmaterial) nur in Kombination mit mehrdimensionalen Tests geeignet.

Mögliche Deckeneffekte beachten: ab 8;6 Jahren den CFT 20-R nutzen, doch Deckeneffekte sind für überdurchschnittlich begabte Kinder schon früher zu erwarten.

2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen

Für Selektionsentscheidungen eingeschränkt geeignet

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit ausschließlich figuralem Aufgabenmaterial) nur in Kombination mit mehrdimensionalen Tests geeignet; insbesondere Ergänzung um Tests verbaler Fähigkeiten als wichtige Prädiktoren für Schulerfolg (Vock, 2008).

Mögliche Deckeneffekte beachten: ab 8;6 Jahren den CFT 20-R nutzen, doch Deckeneffekte sind für überdurchschnittlich begabte Kinder schon früher zu erwarten.

3 Normierung

3.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

3.2 Aktualität der Normen

Normen aktuell

Normierung: 2010.

Altersnormen (T-Werte, IQ-Werte, PR) von 5;4-7;11 Jahren in 3-Monats-Intervallen, von 8 bis 9 Jahren in 6-Monats-Intervallen.

Klassennormen (T-Werte, IQ-Werte, PR) für Grundschulklassen 1 bis 3.

Altersnormen (T-Werte, IQ-Werte, PR) für Förderschule 6;6-11;11 Jahren.

Quartil-Klassennormen für Förderschulklassen 1 bis 4 (nur für die Langform).

Es werden kritische Differenzen für die beiden Testteile und den Gesamtwert (zw. zwei Proband/innen) angegeben (Gesamtwert sollte nur interpretiert werden, wenn die Differenz zwischen Testteil 1 und 2 < T=7 liegt).

3.3 Repräsentativität der Normen

Repräsentativität der Normen weitestgehend gegeben

4.641 Kinder (51 % Jungen) zwischen 5;4 und 9;11 Jahren aus sieben Bundesländern (BY, BW, BE, HH, NI, BB, SN). n = 4.011 Grundschule, n = 341 Förderschule, n = 108 Vorschule, n = 75 Sprachheilschule, n = 30 Sonderschule, n = 46 integrative Förderklassen, n = 4 Kindergarten.

Keine Angaben zu Verteilung von Sozialstatus oder Bildungshintergrund.

Repräsentativität für Altersgruppe 5;4-5;11 Jahre wegen zu geringer Gruppengröße eingeschränkt (n = 35).

4 Objektivität

4.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

4.2 Durchführungsobjektivität

Durchführungsobjektivität gegeben

Standardisierte Durchführungsinstruktionen und Zeitvorgaben vorhanden.

Zusätzlich gibt es eine schriftliche Instruktion im Testheft.

4.3 Auswertungsobjektivität

Auswertungsobjektivität gegeben

Genaue Auswertungshinweise vorhanden, auch auf Auswertungsbogen.

Es existiert ein computergestütztes Auswertungsprogramm (muss zusätzlich erworben werden).

4.4 Interpretationsobjektivität

Interpretationsobjektivität gegeben

Normtabellen und ausführliche Interpretationshinweise (inkl. Interpretationsbeispiele) vorhanden.

5 Reliabilität

5.1 Vorbemerkungen

Bei den Reliabilitätsangaben fehlt die Angabe der verwendeten CFT 1-R Form (Kurz- oder Langform). Angaben zur Reliabilität teilweise unklar.

5.2 Paralleltest-Reliabilität

Paralleltest-Reliabilität entfällt (Kein Paralleltest vorhanden)

5.3 Testhalbierungsreliabilität

Angaben zur Testhalbierungsreliabilität fehlen

5.4 Retest-Reliabilität

Retest-Reliabilität gegeben

n = 47, 3./4. Klasse Förderschule und 2./3. Klasse Grundschule sowie n = 194 aus Normierungsstichprobe (ohne Subtests 1 und 2);

bei einem Test-Retest-Intervall von 4 Wochen ist die Retest-Reliabilität für die Subtests akzeptabel bis gut (.70-.86; mit Ausnahme des Subtests Substitutionen .63), die Retest-Reliabilität für die zwei Testteile ist akzeptabel bis sehr gut (Testteil 1: .88-.94; Testteil 2: .94-.95), die Retest-Reliabilität für den Gesamtwert sehr gut (.95-.97).

5.5 Interne Konsistenz

Interne Konsistenz gegeben

n = 194 aus Normierungsstichprobe; interne Konsistenz der Subtests akzeptabel bis sehr gut (.75-.90), interne Konsistenz der zwei Testteile sowie des Gesamtwerts sehr gut (Testteil 1: .94; Testteil 2: .95; Gesamtwert: .97).

5.6 Profilreliabilität

Profilreliabilität entfällt (keine Profilerstellung möglich)

6 Validität

6.1 Vorbemerkungen

Angaben im Manual zur Validität sind etwas verwirrend, da zum Teil statt aktueller Ergebnisse zum CFT1-R Angaben zum CFT 1 aus dem Jahre 1976 berichtet werden.

6.2 Konstruktvalidität

Konstruktvalidität ist gegeben

n = 169 aus Normstichprobe; mittlere Interkorrelationen der Subtests (.32-.66), sehr hohe Korrelation von Subtest 1 (Substitutionen) und 2 (Labyrinthe) (.92), mittlerer Zusammenhang der Testteile 1 und 2 (.52).

Konfirmatorische Faktorenanalysen bestätigen die Zwei-Faktoren-Struktur des CFT 1-R für unterschiedliche Stichproben (Faktor 1: figurales Denken, Faktor 2: figurale Wahrnehmung und Verarbeitungsgeschwindigkeit);

alle Subtests laden hoch auf dem übergeordnetem Faktor der allgemeinen Intelligenz (mittlere Ladungen .62-.78), Subtest 3 (Ähnlichkeiten) lädt erst bei älteren Kindern eindeutig auf Faktor 2.

6.3 Kriteriumsvalidität

Angaben zur Beurteilung der Kriteriumsvalidität nicht ausreichend

Untersuchungen zum Zusammenhang des CFT 1-R mit anderen Testverfahren oder Außenkriterien fehlen.

6.4 Prognostische Validität

Prognostische Validität eingeschränkt gegeben

n = 18 Kinder, 3./4. Kl. Förderschule; bei Korrelation mit Schulnoten nach zwei Jahren kein bedeutsamer Zusammenhang mit Deutschnote und niedrige (.23, Testteil 1) bis mittlere (.43-.60, Testteil 2) Korrelationen mit Mathematiknote (aufgrund der sehr kleinen Stichprobe erst Korrelationen ab .59 statistisch bedeutsam).

(Noten invertiert; positive Korrelationen stützen damit die Validität des Tests)

7 Ökonomie

7.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

7.2 Durchführungsökonomie

Durchführung ökonomisch

Langform inklusive Instruktionen und Pausen ca. 40 Min.

Reine Testzeit für Kurzform 13 Min. 10 Sek. (statt 17 Min., 30 Sek. Bei regulärer Langform).

Gruppentestung (Langform inkl. Instruktionen und Pausen) 45 Min. (Grundschule 2./3. Klasse) bis 60 Min. (Kindergarten).

7.3 Auswertungsökonomie

Auswertung ökonomisch

Auswertungszeit 5 bis 10 Min.

8 Weiterführendes

8.1 Vorgängerversion

Weiß, R.H. & Osterland, J. (1997). Grundintelligenztest Skala 1 - CFT 1 (5., revidierte Aufl.). Braunschweig: Westermann.

8.2 Literaturangaben

Cattell, R.B. (1963). Theory of fluid and crystallized intelligence: a critical experiment. Journal of Educational Psychology, 54, 1-22.

Vock, M. (2008). Non-verbaler Intelligenztest (SON-R 2½-7). Dt. Standardisierung von P.J. Tellegen, J.A. Laros & F. Petermann. Unter Mitarbeit von Nina Janke, Norbert Karpinski und Anja Renziehausen (2007) [Testinformation]. Diagnostica, 54, 112-115.