Diagnostik mit Intelligenztests
IBF – Intelligenz-Basis-Faktoren
Altersbereich: 14 bis 60+ Jahre
Test-Typ: Einzel- und Gruppentest
Erscheinungsjahr: 2006
Verlag: Harcourt, Frankfurt am Main

1 Beschreibung
1.1 Zielsetzung und Grundlagen
Der IBF dient der Erfassung von Begabungsschwerpunkten in vier Fähigkeitsdimensionen sowie der allgemeinen Intelligenz bei Jugendlichen ab 14 Jahren und bei Erwachsenen.
Theoretisch basiert der IBF auf dem Primärfaktorenmodell von Thurstone (1938) und dem Berliner Intelligenzstrukturmodell von Jäger (1986). Der IBF erfasst mit sieben Subtests einen Ausschnitt aus den in diesen Modellen spezifizierten Fähigkeiten und zwar die verbale Intelligenz (Sprachkompetenz), die numerische Intelligenz (Umgang mit Zahlen), die figurale-räumliche Intelligenz (Raumvorstellung), die Gedächtnisfähigkeit (verbal) und – als Integral all dieser Fähigkeiten – die allgemeine Intelligenz.
1.2 Aufbau
- • 7 Subtests (4 verbal, 2 numerisch, 1 figural) mit jeweils 12 Items (insges. 84 Items): (1) Sätze, (2) Zahlenreihen, (3) Würfel, (4) Waren merken, (5) Beziehungen, (6) praktisches Rechnen und (7) Begriffe.
- Die Subtests werden zu vier Fähigkeitsdimensionen zusammengefasst: Sprachkompetenz (Subtests 1, 5 & 7), Umgang mit Zahlen (Subtests 2 & 6), Raumvorstellung (Subtest 4) und Gedächtnisfähigkeit (Subtest 3).
- Der Gesamtscore über alle Subtests wird im Sinne des g-Faktors als Maß der allgemeinen intellektuellen Leistungsfähigkeit interpretiert.
- Zwei unterschiedlich schwere Testversionen: IBF-S (schwer), IBF-L (leicht); keine Befunde zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse in beiden Testversionen; Auswahl abhängig von Fragestellung und Fähigkeit der Testpersonen (keine genaueren Angaben).
- Computerversion im Rahmen des Wiener Testsystems vorhanden.
- Keine Parallelformen.
1.3 Quellen
Ibrahimović, N., Bulheller, S., Horn, R., Gittler, G. & Institut für Test- und Begabungsforschung GmbH (ITB). (2006). IBF. Intelligenz-Basis-Faktoren. Frankfurt a. M.: Harcourt.
2 Anwendung
2.1 Zusammenfassung
Eine abschließende Beurteilung der Nützlichkeit des IBF für die Diagnostik von Hochbegabung ist nicht möglich.
Der IBF zielt auf die Erfassung von Begabungsschwerpunkten in zentralen Fähigkeitsbereichen und bietet mit der IBF-S eine Testversion für leistungsstärkere Personen an. Jedoch fehlen Angaben zur Differenzierungsfähigkeit und zur Profilreliabilität im oberen Leistungsbereich.
Als weitere Einschränkung kann gesehen werden, dass in den Normen für Schüler/innen die unterschiedlichen Altersgruppen von 14 bis 19 Jahren zusammengefasst werden, was je nach Alter der Testperson zu Über- oder Unterschätzung der Intelligenz führen kann.
Der erreichbare Höchstwert liegt bei T = 80 (IQ = 145).
2.2 Eignung als Screening
Als Screening geeignet
Als Gruppentest durchführbar.
Durchführungszeit (inkl. Instruktionen) bei 60 Minuten (IBF-S) bzw. 70 Minuten (IBF-L).
2.3 Eignung zur Profilerstellung
Fähigkeitsprofil möglich
Erstellung eines Fähigkeitsprofils über die vier Fähigkeitsdimensionen möglich.
Keine Angaben von kritischen Differenzen; diese können aber aus den vorhandenen Informationen berechnet werden.
2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung
Für Schullaufbahnberatung eingeschränkt geeignet
Mehrdimensionaler Test mit Vergleichswerten für eine Altersgruppe von Schüler/innen (14 bis 19 Jahre) nach Schulart.
Es fehlen Angaben zur Kriteriums- und zur Vorhersagevalidität im Hinblick auf Schulleistungen (Noten).
Normen erst ab 14 Jahren.
2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen
Angaben zur Beurteilung der Eignung für Selektionsentscheidungen nicht ausreichend
Sehr gute interne Konsistenz der Gesamtwerte und damit genaue Messung und relativ kleine Konfidenzintervalle.
Unterschiedlich schwere Testversionen vorhanden, doch fehlen Angaben zur Differenzierungsfähigkeit im oberen Leistungsbereich (Itemschwierigkeiten nur für Gesamtgruppen dokumentiert).
3 Normierung
3.1 Vorbemerkungen
Empfohlen wird die Verwendung der alters- und schulartspezifischen Normen.
3.2 Aktualität der Normen
Überprüfung/Aktualisierung der Normen in den nächsten Jahren erforderlich
Normierung: Sommer 2004 bis Februar 2006
Gesamtnormen (PR, T-Werte, Vertrauensintervalle) für IBF-S (n = 21.421) und IBF-L (n = 9.759).
Alternsnormen (PR, T-Werte, Vertrauensintervalle) pro Schulart Hauptschule, Realschule und Gymnasium für fünf Gruppen (n nach Schulart HS, RS, GYM):
14-19 Jahre (IBF-S: n = 812/7.382/5.466; IBF-L: n = 3.166/1.349/173),
20-29 Jahre (IBF-S: n = 586/1.052/622; IBF-L: n = 1.042/797/202),
30-39 Jahre (IBF-S: n = 876/1.053/808; IBF-L: n = 527/581/248),
40-49 Jahre (nur IBF-S: n = 623/651/559),
≥ 40 Jahre (nur IBF-L: n = 809/548/317),
≥ 50 Jahre (nur IBF-S: n = 417/255/259).
3.3 Repräsentativität der Normen
Angaben zur Beurteilung der Repräsentativität der Normen nicht ausreichend
Normdaten aus bundesweiter Erhebung.
Keine Angaben zur Repräsentativität der Normdaten (z. B. im Hinblick auf Muttersprache, sozio-ökonomischen Status, Bundesland, Wohnort Stadt-Land).
Erstellung der Gesamtnormen mit Gewichtung nach Alters- und Bildungsgruppen (keine genauen Angaben).
Repräsentativität im Hinblick auf Geschlecht gegeben.
4 Objektivität
4.1 Vorbemerkungen
Vorbemerkungen
Die WAIS-IV ist ein komplexes und aufwändiges Verfahren, so dass die Objektivität in besonderer Weise von der Qualifikation der Testleiterin bzw. des Testleiters abhängt.
4.2 Durchführungsobjektivität
Durchführungsobjektivität gegeben
Standardisierte Instruktionen und allgemeine Durchführungshinweise vorhanden.
4.3 Auswertungsobjektivität
Auswertungsobjektivität gegeben
Ergebniserfassung erfolgt per Durchschlagformular; detaillierte Auswertungsanweisungen vorhanden.
4.4 Interpretationsobjektivität
Interpretationsobjektivität eingeschränkt gegeben
Normwerte vorhanden.
Zusätzliche Interpretationshinweise (z. B. zur Profilinterpretation i. S. v. Begabungsschwerpunkten) oder Fallbeispiele fehlen.
5 Reliabilität
5.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
5.2 Paralleltest-Reliabilität
Paralleltestreliabilität entfällt
Kein Paralleltest vorhanden
5.3 Testhalbierungsreliabilität
Testhalbierungsreliabilität gegeben
Ausreichende bis sehr gute Split-half Reliabilität der vier Dimensionen (IBF-S: .76-.90; IBF-L: .73-.93) und des Gesamttests (IBF-S: .94; IBF-L: .95).
5.4 Retest-Reliabilität
Angaben zur Retest-Reliabilität fehlen
5.5 Interne Konsistenz
Interne Konsistenz gegeben
Ausreichende bis sehr gute Werte für die vier Dimensionen (IBF-S: .75-.88; IBF-L: .71-.91) und den Gesamttest (IBF-S: .93; IBF-L: .94).
5.6 Profilreliabilität
Angaben zur Profilreliabilität fehlen.
6 Validität
6.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
6.2 Konstruktvalidität
Konstruktvalidität eingeschränkt gegeben
Stützung der angenommenen Vier-Faktoren-Struktur durch exploratorische Faktorenanalysen (Voreinstellung vier Faktoren; Varimax Rotation; Varianzaufklärung 82 % für IBF-S bzw. 85 % für IBF-L).
Weitere Faktorenanalysen, in die zusätzlich zu den IBF-Subtests validitätsverwandte und –divergente Tests aufgenommen wurden, unterstützen die postulierte Vier-Faktoren-Struktur sowie die kriterienbezogene Validität (jedoch kleine Stichproben; n = 92 für IBF-S, n = 267 für IBF-L).
Abschließende Beurteilung der Konstruktvalidität aufgrund fehlender Angaben (z. B. zum Zusammenhang mit Außenkriterien) nicht möglich.
6.3 Kriteriumsvalidität
Kriteriumsvalidität eingeschränkt gegeben
Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests
Angabe von Korrelationen zu insgesamt elf anderen Testverfahren, z. B.:
FRT (Booth & Horn, 2004): n = 288/387 (Version S/L); hohe Korrelation mit Gesamtwert (IBF-S: .69; IBF-L: .66) und Dimension „Umgang mit Zahlen“ (IBF-S: .69; IBF-L: .66).
Mathematiktest: Grundkenntnisse für Ausbildung und Beruf (Ibrahimović & Bulheller, 2005a): n = 92/267 (Version S/L); hohe Korrelation mit Gesamtwert (IBF-S: .75; IBF-L: .72) und Dimension „Umgang mit Zahlen“ (IBF-S: .79; IBF-L: .75).
RST-NRR (Bulheller, Ibrahimović & Häcker, 2005): n = 428/44 (Version S/L); höchste Korrelation mit Dimension „Sprachkompetenz“ (IBF-S: .43; IBF-L: .63).
WST-A (Ibrahimović & Bulheller, 2005b): n = 198 (nur Version S); höchste Korrelation mit Dimension „Sprachkompetenz“ (.65; für den Gesamtwert .54).
FAIR (Moosbrugger & Oehlschlägel, 1996): n = 198/387; geringe bis mittlere Korrelationen mit Gesamtwert und vier Dimensionen (.15-.36).
INKA (Heyde, 2001): n = 135/286 (Version S/L); mittlere bis hohe Korrelation mit dem Gesamtwert (IBF-S: .60; IBF-L: .43).
Keine Angaben zu Zusammenhängen mit weiteren Kriterien wie akademischen oder beruflichen Leistungen.
6.4 Prognostische Validität
Angaben zur prognostischen Validität fehlen
7 Ökonomie
7.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
7.2 Durchführungsökonomie
Durchführung ökonomisch
Gruppentestung möglich.
IBF-S: reine Testzeit ca. 46 Minuten, inkl. Instruktion ca. 60 Minuten
IBF-L: reine Testzeit ca. 56 Minuten, inkl. Instruktion ca. 70 Minuten
7.3 Auswertungsökonomie
Auswertung ökonomisch
Manuelle Auswertung dauert ca. 5 Minuten pro Testperson.
Ergebniserfassung per Durchschlagformular.
8 Weiterführendes
8.1 Vorgängerversion
Keine.
8.2 Literaturangaben
Booth, J. & Horn, R. (2004). Figure Reasoning Test (FRT). Manual. Frankfurt a. M.: Swets Test Services.
Bulheller, S., Ibrahimović, N. & Häcker, H. O. (2005). Rechtschreibtest (RST-NRR). Frankfurt a. M.: Harcourt Test Services.
Heyde, G. (2001). Inventar komplexer Aufmerksamkeit (INKA) (2. Aufl.). Frankfurt a. M.: Swets Test Services.
Ibrahimović, N. & Bulheller, S. (2005a). Mathematiktest: Grundkenntnisse für Ausbildung und Beruf (2. Aufl.). Frankfurt a. M.: Swets Test Services.
Ibrahimović, N. & Bulheller, S. (2005b). Wortschatztest: aktiv – passiv (WST). Frankfurt a. M.: Harcourt Test Services.
Jäger, A. O. (1986). Validität von Intelligenztests. Diagnostica, 32(4), 272-289.
Moosbrugger, H. & Oehlschlägel, J. (1996). Frankfurter-Aufmerksamkeits-Inventar (FAI). Bern: Huber.
Thurstone, L. L. (1938). Primary mental abilities. Chicago: University of Chicago Press.
Üstünsöz-Beurer, D. (2011). IBF - Intelligenzbasisfaktoren. PSYNDEX Tests Review, www.zpid.de/retrieval/PSYNDEXTests.php?id=9005533 [Abruf am 21.09.2017].