Diagnostik und Beratung
SON-R 2½-7 – Snijders-Oomen Non-verbaler Intelligenztest 2½-7 - Revidierte Fassung
Altersbereich: 2;6 bis 7;11 Jahre
Test-Typ: Einzeltest
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: Hogrefe, Göttingen
Hinweis: Zu diesem Test liegt bereits die Testrezension des Nachfolgers vor:
SON-R 2-8 – Snijders-Oomen Non-verbaler Intelligenztest 2-8 – Revision

1 Beschreibung
1.1 Zielsetzung und Grundlagen
Der SON-R 2½-7 erfasst sprachfrei die allgemeine Intelligenz bei Kindern zwischen 2;6 und 7;11 Jahren. Daneben eignet sich der Test insbesondere für die Intelligenzdiagnostik bei sprachbeeinträchtigten, entwicklungsverzögerten und schwach begabten Kindern.
Dem SON-R 2½-7 liegt kein explizites Intelligenzmodell zugrunde. Mit dem Test wird vorrangig die fluide Intelligenz als Fähigkeit zum Erkennen von Unterschieden, Beziehungen und zum schlussfolgernden Denken gemessen. Die Tests der SON-Reihe wurden ursprünglich zur Intelligenztestung gehörloser Kindern entwickelt (erste Ausgabe: Snijders-Oomen, 1943). Sie sind ausgewiesen für die Untersuchung von Personen mit eingeschränkten kommunikativen Fähigkeiten (z.B. gehörlose Menschen, Personen mit Sprach- und Sprechstörungen), mit eingeschränkten Deutschkenntnissen oder mit bestimmten Verhaltensauffälligkeiten (z.B. mutistische oder autistische Personen).
1.2 Aufbau
- 3 Inhaltsbereiche mit jeweils 2 Subtests: abstraktes Denken (Kategorien, Analogien), konkretes Denken (Situationen, Puzzles), räumliches Vorstellungsvermögen (Mosaike, Zeichenmuster).
- Jeder Subtest besteht aus 2 Aufgabenteilen, die sich in Material und/oder den Instruktionen unterscheiden; innerhalb eines Subtests sind die Items nach ansteigender Schwierigkeit geordnet.
- Gesamttestwert (SON-IQ) wird aus allen Subtests berechnet; Denkskala wird aus Subtests Situationen, Kategorien, Analogien gebildet; Handlungsskala wird aus Subtests Zeichenmuster, Mosaike, Puzzles gebildet.
- Es existiert kein Paralleltest.
1.3 Quellen
Tellegen, P.J., Laros, J.A. & Petermann, F. (2007). SON-R 2½-7. Non-verbaler Intelligenztest. Göttingen: Hogrefe.
2 Anwendung
2.1 Zusammenfassung
Das Verfahren wurde vorrangig für Personen mit Defiziten im verbalen Bereich und für die Differenzierung im unteren Intelligenzbereich entwickelt.
Für die Hochbegabungsdiagnostik ist der SON-R 2½-7 nur eingeschränkt geeignet. Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz anhand figuralen Materials) sollte er in der Hochbegabungsdiagnostik nur in Kombination mit mehrdimensionalen Testverfahren eingesetzt werden.
Die Itemschwierigkeiten sind eher zu gering. Deckeneffekte sind ab einem Alter von 6 Jahren nachgewiesen, bei Hochbegabten ist schon früher mit Deckeneffekten zu rechnen.
Der erreichbare Höchstwert liegt bei IQ=150.
2.2 Eignung als Screening
Als Screening nicht geeignet
Nicht als Gruppentest anwendbar.
2.3 Eignung zur Profilerstellung
Kein Fähigkeitsprofil möglich
Die theoretische Unterscheidung in Denk- und Handlungsskala konnte empirisch nicht ausreichend belegt werden, daher ist die Erstellung eines Begabungsprofils auf der Grundlage der Testergebnisse nicht sinnvoll.
2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung
Für die Schullaufbahnberatung eingeschränkt geeignet
Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit ausschließlich figuralem Aufgabenmaterial) nur in Kombination mit mehrdimensionalen Tests geeignet; insbesondere Ergänzung um Tests verbaler Fähigkeiten als wichtige Prädiktoren für Schulerfolg (Vock, 2008).
2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen
Für Selektionsentscheidungen eingeschränkt geeignet
Aufgrund mangelnder Differenzierungskraft im oberen Begabungsbereich durch Deckeneffekte mit Einschränkungen geeignet.
3 Normierung
3.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
3.2 Aktualität der Normen
Überprüfung/Aktualisierung der Normen in den nächsten Jahren erforderlich
Normierung: 2004/2005.
Altersnormen (SW mit MW = 10, SD = 3) für Kinder zwischen 2;4 und 7;11 Jahren für Subtests (in Monatsabständen) und Gesamttest (SON-IQ) sowie Handlungs- und Denkskala (in Viermonatsabschnitten).
Angabe eines Referenzalters für Subtests und IQ-Wert (Alter, in dem die Hälfte der Kinder in der Population schlechter abschneiden als das getestete Kind; nur im PC-Auswertungsprogramm).
3.3 Repräsentativität der Normen
Repräsentativität der Normen ist gegeben
n = 1.027 Kinder (50 % Mädchen) aus fünf Bundesländern (BW, HB, NI, NW, TH), stratifiziert nach Bevölkerungsdichte und Urbanisierungsgrad; Bildung von neun Altersklassen in Sechsmonatsabständen, in denen Anzahl der Kinder annähernd gleich verteilt war; Gewichtung der Stichprobe nach Migrationshintergrund, Bildungsniveau Mutter, Wohnlage und Geschlechterverteilung.
Keine geschlechterdifferenzierten Normen, doch Mädchen erzielen bessere Ergebnisse als Jungen; Unterschied wird mit zunehmendem Alter geringer (< 4 Jahren waren Jungen 6,7 IQ-Punkte schlechter als Mädchen).
4 Objektivität
4.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
4.2 Durchführungsobjektivität
Durchführungsobjektivität gegeben
Standardisierte verbale und nonverbale Instruktion vorhanden (Instruktionen können individuell auf das Sprachvermögen des Kindes eingestellt werden).
Klare Start- und Testabbruchkriterien.
Besonderheit: Kind bekommt nach jedem Item Feedback, im Falle einer falschen Antwort wird das richtige Vorgehen demonstriert.
4.3 Auswertungsobjektivität
Auswertungsobjektivität gegeben
Genaue Auswertungshinweise (inklusive Auswertungsbeispielen) vorhanden.
Computergestütztes Auswertungsprogramm im Testkoffer enthalten.
4.4 Interpretationsobjektivität
Interpretationsobjektivität gegeben
Normtabellen und ausführliche Interpretationshinweise vorhanden.
5 Reliabilität
5.1 Vorbemerkungen
Angaben im Manual z.T. verwirrend und ungenau dargestellt
5.2 Paralleltest-Reliabilität
Paralleltest-Reliabilität entfällt (Kein Paralleltest vorhanden)
5.3 Testhalbierungs-Reliabilität
Angaben zur Testhalbierungs-Reliabilität fehlen
5.4 Retest-Reliabilität
Retest-Reliabilität weitestgehend gegeben
n = 65 (33 Mädchen, 32 Jungen), durchschnittlich 5;3 Jahre alt; bei einem Test-Retest-Intervall von > 1 Jahr mittlere Stabilität der Subtests (.32-.59) und ausreichende Stabilität der Skalen (Handlungsskala .73, Denkskala .60) und des Gesamtwerts (.77).
5.5 Interne Konsistenz
Interne Konsistenz weitestgehend gegeben
Normierungsstichprobe; interne Konsistenz für die Subskalen überwiegend akzeptabel (.70-.73; Ausnahme Subtest Puzzles .67 und Situationen .65), interne Konsistenz für die Skalen gut (Handlungsskala .84, Denkskala .83) und den Gesamtwert sehr gut (.90).
Die interne Konsistenz steigt mit zunehmendem Alter.
5.6 Profil-Reliabilität
Profil-Reliabilität entfällt (keine Profilerstellung möglich)
6 Validität
6.1 Vorbemerkungen
Angaben im Manual z.T. verwirrend und ungenau
6.2 Konstruktvalidität
Konstruktvalidität eingeschränkt gegeben
Deutsche Normstichprobe; mittlere Korrelationen der Subtests (.31-.53), die mit steigendem Alter abnehmen; mittlere Korrelationen der Subtests mit Gesamttest (part-whole korrigiert .49-.63).
Niederländischen Normstichprobe; Faktorenanalysen ergeben für Gruppe der 4;3 bis 5;3-Jährigen Zwei-Faktoren-Struktur, die zwischen Denk- und Handlungstests unterscheidet; bei den anderen Gruppen (2;9-3;9 und 5;9-6;9 Jahre) konnte diese Struktur nicht nachgewiesen werden (inkonsistentes Ladungsmuster).
6.3 Kriteriumsvalidität
Kriteriumsvalidität weitestgehend gegeben
Bedeutsamer Zusammenhang von Testleitereinschätzung zu Motivation, Konzentration, Kooperation und Instruktionsverständnis und Testleistung.
Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests
K-ABC (Kaufman & Kaufman, 1983): n = 29 (13 Mädchen), Durchschnittsalter 4,7 Jahre, zeitlicher Abstand der Testungen: 2-4 Wochen; hohe Korrelation von SON-IQ mit sprachfreier Skala (.67), Ganzheitlichem Denken (.63) sowie Skala Intellektueller Fähigkeiten (.62) und niedrige Korrelation mit Einzelheitlichem Denken (.36); ähnliche Zusammenhänge für Denk- und Handlungsskala, dabei Zusammenhänge für Denkskala durchweg höher (vergleichbare Befunde bei Janke, Daseking & Petermann, 2008: n = 55 Kinder, Durchschnittsalter 4,9 Jahre).
Zusammenhänge mit verbalen Tests
Sprachscreening für das Vorschulalter (SSV) (Grimm, 2003): n = 64 (38 Mädchen), Durchschnittsalter 5;2 Jahre; niedrige Korrelationen des SON-IQ mit dem Phonologischen Arbeitsgedächtnis für Nichtwörter (.17), dem Satzgedächtnis (.29) sowie dem Gesamtrohwert (.29); niedrige Korrelationen der Denkskala (.18-.28) und der Handlungsskala (.11-.22) mit den Skalen des SSV.
6.4 Prognostische Validität
Angaben zur prognostischen Validität fehlen
7 Ökonomie
7.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
7.2 Durchführungsökonomie
Durchführung ökonomisch
Dauer insgesamt ca. 50 Min., für jüngere Kinder etwas kürzer (bei Zweijährigen ca. 35 bis 40 Min.)
7.3 Auswertungsökonomie
Auswertung ökonomisch
Manuelle Auswertung dauert nur wenige Minuten.
Computerunterstützte Auswertung max. 5 Min.
8 Weiterführendes
8.1 Vorgängerversion
Snijders, J.T. & Snijders-Oomen, N. (1977). Snijders-Oomen nicht verbale Intelligenztestreihe S.O.N. 2½-7. Groningen: Wolters-Noordhoff.
8.2 Literaturangaben
Grimm, H. (2003). Sprachscreening für das Vorschulalter (SSV). Göttingen: Hogrefe.
Janke, N., Daseking, M. & Petermann, F. (2008). Intelligenzdiagnostik im Kindergartenalter – ein Beitrag zur Validierung des SON-R 2½-7. Diagnostica, 54, 174–183.
Kaufman, A.S. & Kaufman, N.L. (1983). K-ABC interpretive manual. Circle Pines, MN: American Guidance Service.
Vock, M. (2008). Non-verbaler Intelligenztest (SON-R 2½-7). Dt. Standardisierung von P.J. Tellegen, J.A. Laros & F. Petermann. Unter Mitarbeit von Nina Janke, Norbert Karpinski und Anja Renziehausen (2007) [Testinformation]. Diagnostica, 54, 112-115.