Hochbegabte unterstützen

Beratung

Welche Rolle spielen psychologische Förderangebote?

Das Ziel guter Förderung ist es, Kinder und Jugendliche individuell und ganzheitlich zu betrachten und zu unterstützen: Gute Förderung ist daher nicht auf Fähigkeiten oder Interessen begrenzt, sondern nimmt die ganze Person in ihrer Entwicklung in den Blick 1.

Von: Anne-Kathrin Stiller


Psychologische Förderansätze

Neben der Förderung in Kita und Schule sowie im Rahmen außerschulischer Förderangebote können hochbegabte Kinder und Jugendliche auch von psychologischer Kompetenz und Unterstützung profitieren: beispielsweise im Hinblick auf Selbstmotivation, Konzentrationsfähigkeit, Lernstrategien, den Umgang mit Gefühlen, soziale und kommunikative Kompetenzen. Beim Erlernen dieser Skills können psychologische Berater:innen, z. B. Schulpsycholog:innen, eine wichtige unterstützende Rolle spielen, indem sie Informationen, Anleitung und Übungsgelegenheit bieten. Solche psychologisch fundierten Förderansätze und -programme können Kinder bei ihren individuellen Bedürfnissen auf dem Weg der Begabungsentwicklung langfristig unterstützen.

Psychologische Förderung fokussiert sich hauptsächlich auf das Schulalter, da rund um Lernen, Leisten und Leistungsbewertung viele psychologische Kompetenzen benötigt und aufgebaut werden. Aber auch schon im Vorschulalter können bei Bedarf allgemeinere Fähigkeiten wie beispielsweise die Konzentration gefördert oder vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Der Aufbau von Kompetenzen kann auch hilfreich sein, falls spezifische Schwächen oder Schwierigkeiten bestehen, z. B. beim Rechnen oder im sozialen Bereich (z. B. Schüchternheit).

Vorbeugen ist immer besser

Eine wichtige Rolle im Bereich der psychologischen Fördermöglichkeiten spielt die Prävention. Prävention setzt an, bevor Probleme entstehen: Dabei werden bekannte schützende Faktoren gefördert (z. B. Kompetenzen aufgebaut), und ungünstige Faktoren werden möglichst vermieden oder reduziert (z. B. nicht passende Förderung). Auf diese Weise kann problematischen Entwicklungen vorgebeugt werden. So können psychologische Berater:innen hochbegabte Kinder und Jugendliche, ihre Familien, sowie Lehrkräfte, Erzieher:innen, Schulen und Kitas beispielsweise dabei unterstützen, Underachievement gar nicht erst entstehen zu lassen.

Empowerment durch Wissensvermittlung

Psychoedukation ist die Vermittlung von wissenschaftlich fundiertem Wissen über psychologische Konzepte und Prozesse. Diese Art der Wissensvermittlung kann den Umgang mit individuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit einer Hochbegabung unterstützen, sei es im Lern- oder Leistungsbereich oder im sozial-emotionalen Bereich. Psychoedukation kann präventiv oder interventiv eingesetzt werden. Sie kann als Teil von psychologischer Beratung, psychologischen Trainings, (Eltern-)Informationskursen, oder im Rahmen von Psychologieunterricht an Schulen stattfinden und unterstützt die Selbsthilfefähigkeiten von Kindern und Jugendlichen, ihren Familien, sowie Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften in Kitas.

Wissen, Üben, Können: Psychologische Trainings

Pädagogisch-psychologische Trainingsprogramme 2 adressieren verschiedene Bereiche. Die Wirksamkeit solcher Programme ist anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen belegt. Üblicherweise beinhalten Trainings Informationsvermittlung, Übungen und Selbstreflexionen, um Gelerntes und Geübtes bestmöglich und langfristig zu verankern. Auch Trainings können zur Prävention, aber auch als Intervention eingesetzt werden. Zum kognitiven Bereich zählen Trainings, die allgemeine Denkfähigkeiten oder das Arbeitsgedächtnis trainieren. Sie können bei hochbegabten Kindern und Jugendlichen als Enrichment-Maßnahme dienen. Trainings im Bereich des selbstregulierten Lernens richten sich auf die Faktoren und Prozesse, die das Lernen beeinflussen, z. B. Planung, Motivation, Umgang mit (Miss-)Erfolg und Emotionen, sowie Lernstrategien. Domänenspezifische Trainings beziehen sich auf einen bestimmten Bereich, insbesondere Lese-Rechtschreibfertigkeiten oder Rechenfertigkeiten. Solche Trainings eignen sich insbesondere dann, wenn bei einem hochbegabten Kind spezifische Schwierigkeiten in diesen Bereichen bestehen, die es in der Entwicklung seiner Potenziale beeinträchtigen. Trainings im sozial-emotionalen Bereich richten sich beispielsweise auf soziale Unsicherheiten (Schüchternheit, Ängste) oder Aggression. Auch für Eltern oder Lehrkräfte gibt es mitunter Angebote im Trainingsformat, die speziell auf die Bedürfnisse im Umgang mit hochbegabten Kindern und Jugendlichen zugeschnitten sind (z. B. das KLIKK®-Elterntraining).

Trainings in den Bereichen Stress, Entspannung oder Resilienz können für hochbegabte Kinder und Jugendliche ebenfalls hilfreich sein. Gerade im Bereich der psychischen Gesundheit gibt es zunehmend auch digitale Unterstützungsangebote wie z. B. digitale Trainings oder Apps.

Zur Vertiefung

Wie psychologische Beratung zur Prävention von Underachievement beitragen kann