Hochbegabte unterstützen

Kita

Beratungsgespräche in der Kita

Beratungsgespräche zwischen Eltern und der Kita können eine Erarbeitung von Fördermöglichkeiten für ein Kind zum Ziel haben. Denn wenn die Förderung des Kindes in der Kita und in der Familie gut aufeinander abgestimmt ist, kann dies die Begabungsentfaltung des Kindes optimal unterstützen.

Von: Lisa Pohlmeier


Häufige Fragen in Beratungsgesprächen

Fragen die dabei aufkommen können: „Wie wird das Kind in der Kita gut gefördert?“, „Was kann die Familie zu Hause tun, um dem Kind Möglichkeiten zur Entwicklung seines Potenzials zu geben?“, können Fragen sein, die Anlass oder Inhalt eines Beratungsgespräches sind. Darauf gilt es als pädagogische Fachkraft professionell und feinfühlig einzugehen.

Fallbeispiel

Perspektive 1: Die Eltern der vierjährigen Lara nahmen bei ihrer Tochter bereits ein frühes Interesse an Zahlen und dem Zählen wahr. Mittlerweile eignet sich Lara das Lösen komplizierter Rechnungen selbstmotiviert an und ihre Eltern bremsen sie beim Üben und Lernen mathematischer Rechnungen ein bisschen, schließlich soll sie sich in der Schule nicht langweilen. Sie sind unsicher, ob und wie sie auf Laras außergewöhnliches Interesse reagieren sollen und bitten in der Kita, die Lara besucht, um ein Beratungsgespräch.

Perspektive 2: Heike ist die Bezugserzieherin der vierjährigen Lara. Häufig beobachtet sie im Kitaalltag, dass Lara ein starkes Interesse an Zahlen, dem Zählen, an Mustern und dem Lösen mathematischer Aufgaben hat. Lara durfte deshalb bereits punktuell die Vorschulgruppe besuchen und hatte dabei große Freude. Auch in anderen Angeboten versucht Heike Lara individuell in ihrer mathematischen Stärke zu fördern. Gerne möchte Heike ihre Beobachtungen und ihre bereits ergriffenen Förderangebote mit den Eltern von Lara besprechen und sie nach deren Erfahrungen zu Hause fragen. In einem Gespräch möchte sie gemeinsam mit den Eltern geeignete Fördermaßnahmen überlegen, die sich innerhalb der Kita und in der Familie gut ergänzen, denn sie vermutet eine hohe kognitive Begabung bei Lara.

Die unterschiedlichen Perspektiven des Fallbeispiels zeigen, dass der Anstoß für ein Beratungsgespräch von Seiten der Eltern sowie von Seiten der Kita erfolgen kann. Nicht selten sind jedoch unterschiedliche Anliegen der Anlass eines solchen Gesprächs. Laras Eltern bauen beispielsweise auf die Expertise der Kita-Fachkräfte und erhoffen sich, ihre eigenen Unsicherheiten abbauen zu können und Beratung im Umgang mit dem mathematischen Interesse ihres Kindes zu erhalten. Heike hingegen möchte ihre Einschätzung über die hohe kognitive Begabung von Lara mit ihren Eltern teilen und fokussiert die bestmögliche Förderung von Laras Fähigkeiten, bei der auch die Eltern aktiv eingebunden werden sollen. Um sich gemeinsam über eine optimale kindliche Förderung austauschen zu können, sollte sich über die jeweilige Wahrnehmung des Kindes sowie über parallele und abweichende Verhaltensweisen im Umfeld Kita und im Umfeld der Familie ausgetauscht werden. So können individuelle Förderangebote gut strukturiert und aufeinander abgestimmt werden.

Auf Fragen adäquat reagieren

Gerade wenn die Fragestellung nach einer hohen kognitiven Begabung Anlass eines Beratungsgespräches ist, können damit viele Fragen verbunden sein. Kann eine hohe kognitive Begabung bei Kita-Kindern überhaupt diagnostiziert werden? Wie viel Aussagekraft hat ein Test? Wie läuft eine Testung ab? Warum sollte das Kind getestet werden und was passiert, nachdem das Testergebnis vorliegt? Kann eine vorzeitige Einschulung eine gute Maßnahme für ein kognitiv besonders begabtes Kita-Kind sein? „Es ist wichtig, dass Eltern Ansprechpartnerinnen und Ansprachpartner finden, die ihren Fragen empathisch und mit profunden fachlichen Kompetenzen zum Thema Hochbegabung auf den Grund gehen. Nur so können Eltern ihre Sorgen und Fragen vertrauensvoll formulieren“ 1.

Beratungsstelle bei Bedarf miteinbeziehen

Je nach Anliegen und Fragestellung der Eltern sowie dem entsprechenden Fach- und Erfahrungswissen der Fachkraft kann es sinnvoll sein, die Eltern an eine entsprechende Beratungsstelle zu verweisen. „Pädagogische Fachkräfte in Kindertagesstätten müssen [...] kritisch reflektieren, welche Beratungsaufgaben sie übernehmen können und wann sie externe Unterstützung benötigen“ 2. „Wenn sich Kindertageseinrichtungen mit den Beratungsstellen in ihrer Umgebung unabhängig vom Einzelfall regelmäßig vernetzen, können sie sicherer Auskunft geben und passende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner benennen“ 3. Auch sollten sie mögliche Barrieren für Eltern bedenken und niederschwellige Angebote unterbreiten können. Wichtig dabei ist jedoch, Eltern nicht das Gefühl zu vermitteln, sie mit ihren gegebenenfalls sensiblen Anliegen unmittelbar an eine Beratungsstelle weiterzuleiten, sondern ihnen ein individuelles Beratungsangebot in vertrauter Atmosphäre zu bieten und dafür ausreichend Ressourcen einzuplanen.

Perspektiven und Ziele erläutern, um zu einer gemeinsamen Förderung zu kommen

Wie das Fallbeispiel zu Beginn darstellt, können sich Eltern aus der Beratung professionelle Hilfestellungen bezüglich ihres Anliegens erhoffen. Dies kann mit dem Wunsch einhergehen, die eigene Erziehung des Kindes optimieren zu wollen. Laras Eltern beispielsweise sind unsicher, ob sie das Lernbedürfnis ihres Kindes bremsen oder fördern sollen. Neben dem Anliegen der Förderung können auch Anliegen, die das Verhalten des Kindes betreffen, Anlass eines Beratungsgespräches sein. Dazu gehören beispielsweise Selbstregulation, Verhaltensauffälligkeiten, Impulskontrolle sowie die sozialen Kontakte zu anderen Kindern (z. B. Isolation des Kindes oder Schwierigkeiten in Interaktionen). Auch der Raum und die Möglichkeiten für die Selbstbestimmung des Kindes ist für Eltern nicht immer leicht adäquat einzuräumen und es kann zu Unsicherheiten in der Grenzsetzung gegenüber dem Kind kommen.

Heike, als professionelle pädagogische Fachkraft in einer Kita, sollte Beratungsgespräche mit Eltern feinfühlig führen, Fragen beantworten und mit Hilfe ihres Fachwissens und ihrer beruflichen Erfahrung den Eltern Hilfestellungen mit auf den Weg geben. Indem sie berichtet, wie sie Lara im Kitaalltag fördert, ihre Stärken besonders heraushebt, kann sie den Eltern die Perspektive der Kita erläutern, was im besten Fall dazu führt, dass die Kita und die Familie die Motivation und das Lernbedürfnis des Kindes, sich intensiv mit mathematischen Themen auseinander zu setzen, fördern. Zusätzlich kann sie den Eltern erklären, welchen Effekt die Unterstützung der kindlichen Anstrengungsbereitschaft hat und wie sich Laras besondere Begabung entfaltet, wenn sie sie bestärken und weniger bremsen. Gemeinsam können sie erarbeiten, wie auf Laras Interessen eingegangen und ihr Wissensdurst gestillt werden kann, ohne sie dabei zu überfordern.