Mit welchen Methoden und Instrumenten können hohe Begabungen von Kita-Kindern sichtbar gemacht werden?

Erste Hinweise auf hohe Begabungen können ein hohes Maß an Wissbegier, eine schnelle Auffassungsgabe, große Anstrengungsbereitschaft, eine beachtliche Lernfähigkeit und rasches Lerntempo sein. Durch Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Aktivitäten und des Lernens des Kindes durch die pädagogischen Fachkräfte offenbaren sich diese Kompetenzen. Methodisch eignen sich dazu prozessorientierte Beobachtungsverfahren (z. B. Bildungs- und Lerngeschichten nach M. Carr 1, Leuvener Engagiertheitsskala 2), die regelmäßig angewendet und ausgewertet werden. Ergänzend dazu können Verfahren eingesetzt werden, die den Entwicklungs- und Lernstand eines Kindes in Bezug auf seine soziale Vergleichsgruppe (z. B. Gleichaltrige) oder auf einen spezifischen Entwicklungs- oder Kompetenzbereich (z. B. die sprachliche Entwicklung) betrachten 3.
Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren liefern Anregungen für die individuelle, fähigkeitsorientierte Förderung des Kindes in der pädagogischen Praxis. Diese gilt es wiederum auf seine Wirksamkeit zu beobachten, zu bewerten und ggf. anzupassen. Überdurchschnittliche Ausprägungen in den Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren können „zum Anlass genommen werden, genauer zu beobachten, ob ein Kind durch die pädagogischen Angebote in der Kita ausreichend in einer Entwicklung herausgefordert ist und eventuell auch – anlassbezogen – eine weitere psychologische Diagnostik (z. B. mit Intelligenztests) angebracht ist“ 4.
Standardisierte psychologische Tests „dienen einer vertieften diagnostischen Untersuchung zu einer spezifischen Fragestellung. Sie messen häufig klar umgrenzte Merkmale und setzen die Leistung eines Kindes in ein Verhältnis zu einer repräsentativen Gruppe von Gleichaltrigen“ 5. Zur Anwendung kommen sie in der Regel bei Kindern ab dem Vorschulalter und können beispielsweise eine Entscheidungshilfe für oder gegen eine frühzeitige Einschulung sein. Ob eine psychologische Testung eines Kindes sinnvoll ist oder nicht, ist im Einzelfall zu prüfen.
Bei der Anwendung jeder Methode und jedes Instruments zur Entdeckung hoher Begabungen ist die Berücksichtigung der Perspektive des Kindes und dessen Partizipation von besonderer Bedeutung. Kindorientierte Gespräche, die pädagogische Fachkräfte sensibel mit Kindern führen, können ebenso wie eine Frühdiagnostik methodisch dazu eingesetzt werden, Begabungen der Kinder zu entdecken und die Kinder darin zu bestärken, ihren intrinsischen Motivationen zu folgen. Denn Kinder geben gerne und vielseitig Auskunft über die Themen, die sie beschäftigen, wenn Erwachsene sich ihnen als Interaktionspartner anbieten.
Neben der Entdeckung, Erfassung und Beurteilung der kindlichen Interessen, Potenziale, Themen und Entwicklung dienen die Methoden und Instrumente der Begabungsentdeckung ebenso der Unterstützung der pädagogischen Qualität. Didaktische Entscheidungen werden mittels fundierter Erkenntnisse getroffen und unterstützen die methodische Umsetzung der individuellen kindlichen Förderung. Ein Reflexionsprozess, in den das Kind einbezogen werden sollte, schließt sich den pädagogischen Handlungen an. Ein wohlwollender Unterstützungskreislauf der individuellen Entwicklung und Begabungsentfaltung wird professionell in Gang gesetzt und unter Partizipation des Kindes durchlaufen.