Hochbegabte unterstützen

Kita

Wer trägt zur Förderung hoher Begabungen im Kita-Alter bei?

Auch die Umwelt eines Kindes mit hoher (kognitiver) Begabung trägt entscheidend zu dessen Förderung bei.

Von: Lisa Pohlmeier


Umweltfaktoren

Die Fragestellung „Wer trägt zur Förderung hoher Begabungen im Kita-Alter bei?“ richtet den Fokus auf die Umwelt eines Kindes mit hoher (kognitiver) Begabung. „Für alle Kinder spielen neben den individuellen Dispositionen Umweltfaktoren eine zentrale Rolle. Damit Kinder ihr reiches Lern- und Entwicklungspotenzial einbringen und weiterentwickeln können, sind sie auf ihre Umwelt angewiesen“ 1. Dies gilt ebenso für die Entdeckung und Entfaltung hoher Begabungen bei Kindern im Kita-Alter. Auch hier sind Faktoren ihrer Umwelt bedeutsam, die die Ausschöpfung des Potenzials begünstigen oder ausbremsen. Bei ungünstigen Umweltbedingungen können Begabungen von Kindern gar unentdeckt bleiben. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Kindern durch ihre Umwelt Lerngelegenheiten geboten werden, die sie in ihrer Entwicklung und in ihrer Begabungsentfaltung fördern.

Familiäres Umfeld

„Kinder erwerben in ihrer Familie Kompetenzen und Einstellungen, die für das ganze weitere Leben bedeutsam sind“ 2. Dazu gehören auch die Vermittlung von Werten, die Ausgestaltung der Freizeit des Kindes und die Wahl der institutionellen Bildungseinrichtungen, die den gesamten Bildungsverlauf eines Kindes prägen können. Aus diesem Grund kommt der Familie eine bedeutsame Funktion in der individuellen Förderung der Begabungen ihres Kindes zu. Bereits bei der Auswahl eines Kitaplatzes können Eltern auf ein ressourcenorientiertes, begabungsförderliches Konzept der Kita achten. Ergänzend kann eine gute Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen der Kita und den Eltern des Kindes einen wichtigen Beitrag zur Begabungsförderung des Kindes leisten. Denn „wenn Eltern Lerninhalte zu Hause aufgreifen und vertiefen, wird sich dies auf die kognitive Entwicklung und Lernmotivation des Kindes positiv und nachhaltig auswirken“ 3. Dazu sollten sie von den pädagogischen Fachkräften der Kita über die Lerninteressen und Entwicklungsvorgänge innerhalb der Kita informiert werden, damit Eltern und Fachkräfte dem Kind eine sich gut ergänzende Förderung anbieten können.

Kita als Türöffner für Bildung

Für bildungsferne Familien von besonders begabten Kindern kann eine professionelle und umfassende Beratung über die Möglichkeiten der außerinstitutionellen Förderung des Kindes durch die Kita ein Türöffner sein, sich trotz gegebenenfalls vorhandener Hürden um eine begabungsförderliche Freizeitgestaltung des Kindes zu bemühen.


Bei der Auswahl und dem zeitlichen Umfang der Lerngelegenheiten zur Begabungsentfaltung sollte das Kind partizipieren und aktiv mit einbezogen werden. Die Unterbreitung vielfältiger Angebote kann dem Kind helfen, sich auszuprobieren und seine eigenen Stärken und Begabungen zu entdecken 4. Im besten Fall greifen die institutionelle Begabungsförderung und die Begabungsförderung im familiären Umfeld ineinander und bestärken sich gegenseitig. Das Wohlbefinden des Kindes kann als wichtiger Indikator einer gelingenden Begabungsförderung des Kindes gesehen werden.

Kindertageseinrichtungen

„Die Frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen nimmt dabei in zweifacher Hinsicht eine wichtige Rolle ein: Sie kann helfen, kindliche Begabungen angemessen zu identifizieren und zu fördern sowie bei Bedarf nachteilige Herkunftseffekte auszugleichen. Ein ressourcenorientierter Blick auf jedes Kind hilft Kitas, die Potenziale und Fähigkeiten aller Kinder unabhängig von Geschlecht und Herkunft zu erkennen und zu fördern. Die Beobachtung und Dokumentation kindlicher Entwicklung sollte daher nicht nur mögliche Entwicklungsrückstände, sondern prinzipiell auch die Frage nach besonderen Stärken und Talenten der Kinder umfassen. Qualitätsvolle pädagogische Arbeit, die diese Stärken, die Interessen und Begeisterung der Kinder fördert, schafft die Grundlagen für Freude am eigenen Können, hohe intrinsische Lernmotivation und damit auch für die Entfaltung besonderer Leistungspotenziale“ 5.

Die Haltung der pädagogischen Fachkräfte, mit der sie den Kindern begegnen, bildet eine wichtige Grundlage, damit Kitas günstige Entwicklungsbedingungen für Kinder bieten können. Dazu gehören u. a. eine ressourcenorientierte Betrachtung der Kinder und die Selbstreflexion der eigenen pädagogischen Haltung. Ein Austausch und eine gemeinsame Reflektion im Team über beispielsweise Herausforderungen im Alltag oder pädagogische Fragestellungen, kann die Professionalität der Fachkräfte weiterentwickeln, die Qualität der Arbeit verbessern und die gemeinsame pädagogische Haltung der Fachkräfte stärken. Die Methode der konstruktiven Fallbesprechung kann dabei unterstützend eingesetzt werden.

Peers

Der Besuch einer Kindertageseinrichtung bietet Kindern die Möglichkeit beim gemeinsamen Spielen und Lernen in sozialen Kontakt mit Kindern unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen zu treten 6. Häufig finden sich dabei Spielpartner:innen zusammen, die einen ähnlichen Entwicklungsstand oder ähnliche Interessen haben – sogenannte Peers. Die konzeptionellen Strukturen der Einrichtung und die damit gebotenen Möglichkeiten eines Zusammentreffens von Kindern, können entscheidend dafür sein, inwiefern Peers sich gegenseitig in ihrer individuellen Entwicklung oder Begabungsentfaltung unterstützen können. Förderlich kann es sich beispielsweise auswirken, wenn Peers sich gruppenübergreifend finden und treffen können und die Chance erhalten, angeleitet wie selbstgesteuert mit den Spielpartner:innen ihren Interessen bzw. Begabungen nachzugehen. Um dies in der didaktischen Planung zu berücksichtigen, sollten pädagogische Fachkräfte die Lernprozesse der Kinder aufmerksam beobachten und entsprechende Strukturen partizipativ mit den Kindern gestalten. Gegebenenfalls kann es unterstützend sein, wenn die Angebotsstrukturen entsprechend angepasst werden. In der Korrespondenz mit Peers über Themen, Handlungen und Ideen können sich Kinder gegenseitig kognitiv bereichern und bereits erworbenes Wissen teilen. Ebenso können u. a. kommunikative, wie auch soziale Kompetenzen gefördert werden.

Synergieeffekte tragen zur bestmöglichen Förderung bei

Wenn bei der Förderung von Kindern mit hohen Begabungen das familiäre Umfeld, die Kindertageseinrichtung und die Peerkontakte partizipative Lerngelegenheiten bieten, bei denen die Kinder ihre Begabungen selbstwirksam entdecken und entfalten können, sollte durch einen Synergieeffekt die bestmögliche Förderung erwirkt werden können. Dazu zählen auch die Teilnahme an Kinderakademien, spezielle Kursangebote, die die Kinder interessieren oder auch altersgerechte Onlineangebote. Durch die Vielfältigkeit an Angeboten, stehen der Begabungsförderung alle Türen offen, wenn die Möglichkeiten genutzt werden.

Zur Vertiefung

Konstruktive Fallbesprechung

Soziale Interaktionen zwischen Peers