Hochbegabte unterstützen

Kita

Konstruktive Fallbesprechung

In herausfordernden Situationen kann die Methode der Konstruktiven Fallbesprechungen helfen, im Team Lösungsansätze zu finden oder über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

Von: Karen Johannmeyer


Anlässe für eine Fallbesprechung

Es sind vielfältige Situationen denkbar, in denen eine Fallbesprechung oder kollegiale Beratung hilfreich sein könnte. Dies können beispielsweise Auffälligkeiten im Verhalten oder in der Entwicklung der Kinder sein, oder Fragen der Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Eltern. Für Kinder mit einer hohen kognitiven Begabung stellen sich möglicherweise besondere Fragestellungen. Es gibt verschiedene Methoden und Instrumente, um Begabungen von Kindern im Kita-Alter sichtbar zu machen. Dennoch bleibt das Erkennen von hohen Begabungen eine besondere Herausforderung. Wann steckt beispielsweise hinter einem besonders ausdauernd verfolgten Interesse eine Hochbegabung? Die meisten Kinder entwickeln im Kindergartenalter schließlich erste Interessen, die sie mehr oder weniger ausdauernd verfolgen. Um Kinder mit besonderen Begabungen besser erkennen und fördern zu können, kann eine Fallbesprechung unter Kolleg:innen hilfreich sein.

Eine weitere Herausforderung kann eine angemessene Förderung der Kinder sein. Einerseits gibt es Möglichkeiten innerhalb des Kindergartens, wie beispielsweise die Projektarbeit, oder das Philosophieren mit Kindern. Möglicherweise stellt sich aber auch die Frage nach einer frühen Einschulung. Insbesondere dann ist eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern zentral. Teilweise ergeben sich hier besondere Herausforderungen, die Fachkräfte vor die Frage stellen, wie sie am besten weiter vorgehen können. Eine Beratung im Team kann entlastend wirken und neue Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Eine Fallbesprechung kann grundsätzlich für alle Situationen, in denen eine Kollegin oder ein Kollege eine Beratung auf Augenhöhe wünscht, angewendet werden.

Stuhlkreis
Bild: iStock/Vladimir Vladimirov

Was ist eine Konstruktive Fallbesprechung?

Die Konstruktive Fallbesprechung ist eine Möglichkeit, im Kreis von Kolleg:innen gemeinsam nach Lösungsansätzen für eine Problemstellung zu suchen oder über das weitere Vorgehen zu beraten. Die Durchführung einer Fallbesprechung in Form einer kollegialen Beratung ist durch vier Kernmerkmale charakterisiert 1:

  • Der Fokus liegt auf Fällen, die einzelne Personen aus ihrem beruflichen Alltag einbringen.
  • Die Beratung findet in der Gruppe statt.
  • Es gibt einen festen Ablauf, der für die Fallberatung besonders geeignet ist.
  • Die Beratungsbeziehungen sind umkehrbar, d. h. alle Teilnehmenden können je nach Situation einen Fall einbringen, aber auch andere zu deren Fällen beraten.

Im Folgenden wird die Konstruktive Fallbesprechung in Form einer Kollegialen Beratung vorgestellt. Andere Formen könnten z. B. eine Beratung durch eine Führungsperson sein, oder eine begleitete Intervision durch einen berufserfahrenen Berater, der den Prozess begleitet. In diesen Fällen wären allerdings die Beratungsbeziehungen nicht umkehrbar, und die Gruppe nicht mehr als beratendes Element zentral.

Chancen und Herausforderungen der Konstruktiven Fallbesprechung

Bisherige Erfahrungen mit der Konstruktiven Fallbesprechung unter Kolleg:innen weisen darauf hin, dass diese Form der Beratung tatsächlich eine Unterstützung sein kann, um die besprochenen Fälle und die damit verbundenen Probleme zu lösen. Die teilnehmenden Kolleg:innen können ihre Kommunikationskompetenzen entwickeln und neue Herangehensweisen zur Lösung von Problemen kennenlernen. So kann auch die berufliche Beanspruchung verringert werden 2. Allerdings können sich bei genauerem Hinsehen auch Herausforderungen der Methode zeigen: Im Zentrum des Austausches stehen besonders herausfordernde Ausschnitte des eigenen beruflichen Handelns, sodass ein vertraulicher geschützter Rahmen besonders wichtig wird. Zudem kann es voraussetzungsreich sein, wenn sich eine Gruppe langfristig selbst organisieren, und qualitativ hochwertige, zielführende Beratung anbieten soll 3.

Struktur der Konstruktiven Fallbesprechung

Eine Fallbesprechung umfasst immer eine Fallvorstellung durch eine ratsuchende Person und die Fallberatung durch alle Anwesenden. Die folgende Checkliste kann helfen, eine konstruktive Fallbesprechung im Team vorzubereiten.

Phase 1: Fallauswahl und Rollenklärung

  • Wer hat das Problem? Diese Person wird den Fall vorstellen.
  • Wer kann kollegial beraten?
  • Sollen Personen besondere Rollen bekommen, bspw. die Lösungsoptionen zu protokollieren oder als „Beobachter“ den Prozess observieren?

Phase 2: Fallerzählung durch die ratsuchende Person

  • Darstellung des Falls durch die ratsuchende Person
  • Welches Verhalten zeigt das Kind, der Elternteil, andere Beteiligte?
  • Wie reagiere ich (die ratsuchende Person)?
  • Welche bisherigen Lösungsversuche gab es?

Phase 3: Stellungnahmen und Reaktionen der beratenden Personen

  • Gibt es Verständnisfragen zum Fall?
  • Was gibt es für Erklärungsansätze für das Verhalten, oder Lösungsansätze?

Phase 4: Resümee

  • Welcher Schritt wird als nächstes gewählt?
  • Gibt es wichtige Beobachtungen zum stattgefundenen Beratungsprozess?

Zusammenfassung

Für die erfolgreiche Durchführung einer konstruktiven Fallbesprechung sind einige Aspekte zu berücksichtigen. Ein fester Ablauf und eine feste Verteilung der Rollen helfen, die Fallbesprechung zu strukturieren. Es kann eine Herausforderung sein, im Team langfristig selbst organisiert einen vertraulichen Rahmen zu schaffen, in dem eine qualitativ hochwertige Beratung stattfindet. Wenn dies gelingt, kann eine Konstruktive Fallbesprechung helfen, in herausfordernden Situationen gemeinsam im Team Lösungsansätze zu finden und über Handlungsoptionen zu entscheiden. Dies kann durch ein positives Arbeitsklima, eine Verringerung der Arbeitsbelastung belohnt werden und perspektivisch zu einer besseren Unterstützung der betroffenen Kinder führen.