Hochbegabte unterstützen

Schule

Individuelle Lernpläne und Lernkontrakte

Gemeinsam mit den Schüler:innen getroffene Vereinbarungen und individuelle Lernpläne stellen ein wichtiges Instrument dar, um Leistungen individuell verfolgen und rückmelden zu können. In diesem Steckbrief wird das Instrument anhand von ausgewählten Kriterien, die in Bezug auf Begabungsförderung als förderlich erachtet werden, beleuchtet.

Von: Carolin Kiso


Was sind Charakteristika?

  • Auf der Grundlage des festgestellten Lern- und Entwicklungsstands werden gemeinsam mit den Schüler:innen Vereinbarungen darüber getroffen, welche Lernziele künftig erreicht werden sollen und entsprechend Lernangebote konzipiert. Dabei wird häufig auch festgehalten, wie die Schüler:innen arbeiten wollen und was sie selbst und andere zum Erreichen des Lernziels beitragen können 1.
  • Die erarbeiteten Lernpläne können als Grundlage für lösungsorientierte Lernentwicklungsgespräche dienen, die Selbsteinschätzung und Fremdbewertung in Beziehung zueinander setzen und wiederum den Ausgangspunkt für eine Überarbeitung und Neuentwicklung der individuellen Lernzielvereinbarungen bilden 2.

Durchstartendes Kind
Bild: iStock/RichVintage

Welche Stärken besitzt das Instrument?

  • Individuelle Lernentwicklungspläne besitzen viele Stärken. Sie dienen nicht nur der individualisierten Leistungsrückmeldung, sondern auch der individuellen Förderung, da sie zugleich auch ein Diagnose- und Förderinstrument darstellen.
  • In Bezug auf Leistungsbewertung ist positiv herauszustellen, dass durch das gemeinsame Festsetzen der Lernziele und im besten Fall auch der Teilziele und Bewertungskriterien eine Transparenz über die Leistungsbewertung herrscht, sodass im Idealfall die Bewertung für alle Beteiligten nachvollziehbar ist.
  • Die Reflexion und Dokumentation des eigenen Lernens kann Lernende dabei unterstützen, metakognitive Kompetenzen zu entwickeln 3.
  • Individuelle Lernpläne dienen dazu, eine Leistungsanforderung zu klären, zu individualisieren und zu formulieren. Dadurch können die Schüler:innen unterstützt werden, sich gezielt anzustrengen, um ihre Leistung zu verbessern 1.

Welche Schwächen besitzt das Instrument?

  • Eine Herausforderung von individualisierten Lehrplänen und der förderorientierten Begabungsdiagnostik im Allgemeinen liegt darin, das „jeweilige Bedingungsgefüge aus Person und Umwelt so zu erfassen, dass die erhobenen Informationen und Daten alle relevanten Aspekte für den individuell optimalen Lernpfad abbilden […]“ 4.
  • Werden die Schüler:innen stark in die Konzeption und Auswertung ihrer individuellen Lehrpläne einbezogen, sollte bedacht werden, dass vor allem jüngere Kinder eine deutlich positive Überschätzung der eigenen Fähigkeiten zeigen und die Schüler:innen, wie Studien zeigen, erst im Jugendalter in der Lage sind die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen 5. Es gibt aber auch Studienergebnisse, die darauf hinweisen, dass Kinder auch schon im Primarstufenalter valide Selbsteinschätzungen zum eigenen Lernverhalten und zu ihrem schulischen Selbstkonzept abgeben können 5.

Inwiefern eignet sich das Instrument, um Stärken zu entdecken?

  • Ausgangspunkt für die individuellen Lernentwicklungspläne sollten eine umfassende Potenzial- und Bedürfnisanalyse sowie ein Fähigkeitsprofil sein, um auf dieser Grundlage im Austausch mit den Schüler:innen individuelle Fördermaßnahmen festzulegen.
  • Individuelle Lernpläne ziehen individualisierte Lernsettings nach sich, die es Lernenden ermöglichen, ihre Begabungen zu entfalten.

Welche Beurteilungsnorm wird verwendet?

  • Wie der Name bereits vermuten lässt, steht bei den individuellen Lernentwicklungsplänen die individuelle Bezugsnorm im Vordergrund. Dennoch können und sollten auch Beurteilungskriterien festgelegt und transparent gemacht werden, die auch eine Bewertung auf der Grundlage einer kriterialen Bezugsnorm zulassen. Auf diese Weise lassen sich auch die Leistungen der Schüler:innen zueinander in Bezug setzen.

Wie kann das Instrument am Übergang eingesetzt werden?

  • Die individuellen Lernentwicklungspläne oder eine Auswahl dieser können als Dokumentation des Lernstands und des Lernfortschritts am Übergang an die aufnehmende Institution weitergegeben werden, damit diese einen Überblick über die Begabungen der Kinder und Jugendlichen erhalten. Zudem können sie auch als Grundlage genutzt werden, um eine Auswahl an Informationen zu den Stärken und eventuellen Barrieren der Schüler:innen herauszustellen.

Inwiefern kann das Instrument zur Aktivierung der Lernenden beitragen?

  • Werden die Schüler:innen in die Gestaltung der Lernpläne einbezogen, findet neben der Eigenaktivität auch eine Selbstverpflichtung statt. Die Lernenden lernen ihren eigenen Lernprozess zu reflektieren, Lernstrategien zu entwickeln und ihre Leistung zu bewerten.
  • Die Schüler:innen können auch bei der Bewertung an sich einbezogen werden. Haben sie ein Gefühl für ihren Lernprozess und die Bewertungskriterien, können sie auch um eine Einschätzung ihrer eigenen Leistung gebeten werden.
  • Durch die Gespräche, die im Rahmen der Lernzielfestsetzung und Leistungsbewertung geführt werden, erhalten die Lernenden „eine situativ begründete und personenbezogene Rückmeldung zu ihren Leistungen und eine ihren Fähigkeiten entsprechende Unterstützung für ihr weiteres Lernen“ 6.