Handlungsempfehlungen: Ressourcenorientierung durch pädagogische Kita-Fachkräfte

Begabungsförderung ist keine isolierte pädagogische Methode oder spezifische Didaktik. Sie entspricht vielmehr einer pädagogischen Grundhaltung, die zum Ziel hat, auf die vielfältigen Voraussetzungen, die Kinder mitbringen, pädagogisch angemessen zu reagieren. Dazu gehört seitens der pädagogischen Fachkräfte in der Kita auch, Kinder in der Entfaltung besonderer Begabungen zu unterstützen. Spezifische Lernbedürfnisse der Kinder sollten daher allgemein im Vordergrund stehen – sowohl hinsichtlich der Materialien und Räume, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, als auch in der pädagogischen Arbeit mit ihnen. Werden Kinder positiv bestärkt, ihren Interessen nachzugehen und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, stärkt das ihr Bewusstsein für die eigenen Begabungen und fördert ein positives Selbstbild. Begabungsförderung ist Ressourcenorientierung.
Folgende Voraussetzungen sind wesentlich, um Kindern mit besonderen Begabungen im Kita-Alltag gerecht werden zu können:
Doch nur allein mit einer stärkenorientierten pädagogischen Haltung ist es nicht getan: Fachkräfte brauchen fundiertes Wissen darüber, woran in verschiedenen Entwicklungsbereichen besondere Begabungen bei Kita-Kindern erkannt werden können. Nur so gelingen ihnen die Einordnung von Beobachtungen und diagnostischen Erkenntnissen und das Ableiten passender Fördermaßnahmen für das jeweilige besonders begabte Kind. Zudem müssen Fachkräfte in der Lage sein, durch ihr Handeln und ihre Interaktion auch Kinder mit besonderen Begabungen in ihrer Eigenaktivität herauszufordern und Spiel- und Lerninhalte so anzureichern, dass sie ihre nächsten Entwicklungsschritte selbstständig meistern können. Wird die individuelle Lernfreude und Lernbegeisterung von Kindern nicht gebremst, ist das wichtigste Kriterium für die Förderung von Kindern mit hoher Begabung bereits erfüllt.
Für die Einbindung besonders begabter Kinder in die Gruppe ist es wichtig, dass das, was sie tun, ebenso eine Anerkennung erfährt, wie die Aktivitäten aller anderen Kinder in der Kita. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass Ergebnisse an Dokumentationswänden oder in Projekttagebüchern ausgestellt werden und sich andere Kinder mit ihren Interessen und Fähigkeiten einbringen können. So kann eine Situation des gemeinschaftlichen Lernens entstehen. Für die Fachkräfte gilt es, sich mit Freude und Interesse auf die Ideen besonders begabter Kinder einzulassen, auch wenn sie im ersten Eindruck aus ihrer Sicht als altersunangemessen oder zu ambitioniert erscheinen.
Vieles von dem, was Fachkräfte als Qualitätsanforderungen für die pädagogische Arbeit in Kitas wissen, können sie auch auf die Förderung von Kindern mit besonderen Begabungen anwenden. Bedeutsam ist nur, dass sie sich authentisch darum bemühen, deren individuelle Bedürfnisse und Interessen kennenzulernen und in ihrer Arbeit zu berücksichtigen.
Dieser Artikel basiert auf Koop, C.; Seddig, N. (2021): Hochbegabung in der Kita erkennen und begleiten. Kindergarten heute: Wissen Kompakt: Herder.