Diagnostik mit Intelligenztests

Beratung

CFT 20-R – Grundintelligenztest Skala 2 - Revision

Altersbereich: 8;6 bis 60;0 Jahre

Test-Typ: Einzel- und Gruppentest

Erscheinungsjahr: 2006

Verlag: Hogrefe, Göttingen

Hinweis: Zu diesem Test liegt bereits die Testrezension des Nachfolgers vor:
CFT 20-R – Grundintelligenztestskala 2 - Revision mit Wortschatztest (WS) und Zahlenfolgentest (ZF) - Revision, 2. Auflage

CFT 20-R – Grundintelligenztest Skala 2 - Revision

1 Beschreibung

1.1 Zielsetzung und Grundlagen

Der CFT 20-R ist ein Verfahren zur sprachfreien Erfassung der Grundintelligenz (fluide Intelligenz) mittels figuralem Aufgabenmaterial bei Kindern ab 8;6 Jahren und Erwachsenen (geeignete Normen nur bis 20 Jahre).

Dem Test liegt die Intelligenztheorie von Cattell (1963) zugrunde. Demnach setzt sich die allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit aus kristalliner (erworbenes Faktenwissen) und fluider Intelligenz (Fähigkeit zum Erkennen von Unterschieden, Beziehungen und zum schlussfolgernden Denken) zusammen. Eingeordnet in das Berliner Intelligenzstrukturmodell nach Jäger (1982) erfasst der CFT 20-R figurale Verarbeitungskapazität. Zwei optionale Ergänzungstests des CFT 20-R erfassen die verbale und numerische Verarbeitungskapazität.

1.2 Aufbau

  • 2 Testteile, die jeweils 4 Subtests mit figuralen Aufgaben (Reihenfortsetzen, Klassifikationen, Matrizen und topologische Schlussfolgerungen) umfassen.
  • Die Subtests bestehen aus insgesamt 101 nach Schwierigkeit geordneten Einzelaufgaben, die innerhalb bestimmter Zeitvorgaben zu lösen sind (Testteil 1: 56 Aufgaben; Testteil 2: 45 Aufgaben).
  • Es existiert eine Kurzform (nur Testteil 1) und eine Langform (beide Testteile).
  • Zur Erfassung der verbalen und numerischen Verarbeitungskapazität können zusätzlich zum CFT 20-R die Ergänzungstests Wortschatz- und Zahlenfolgentest durchgeführt werden.
  • Computergestützte (Web-)Version im Hogrefe Testsystem vorhanden.
  • Es existiert kein Paralleltest.

1.3 Quellen

Weiß, R.H. (2006). CFT 20-R. Grundintelligenztest Skala 2 – Revision. Göttingen: Hogrefe.

2 Anwendung

2.1 Zusammenfassung

Der CFT 20-R eignet sich vor allem als Screening-Instrument für die Intelligenzmessung im hohen Begabungsbereich.

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz anhand figuralen Materials) sollte er in der Hochbegabungsdiagnostik nur in Kombination mit mehrdimensionalen Testverfahren eingesetzt werden. Die CFT 20-R Zusatztests reichen zur Erfassung verbaler und numerischer Verarbeitungskapazität alleine nicht aus.

Bei hohem Wert im ersten Testteil (IQ>120) motivationsbedingter Leistungsabfall im Testteil 2 möglich (in dem Fall besseren Testteil zur Beurteilung heranziehen).

Viele Items weisen für hochbegabte Testpersonen geringeren Informationsgehalt auf als für durchschnittlich begabte (Kuhn, Holling & Freund, 2008); damit größerer Messfehler des Tests für Hochbegabte (ist jedoch ein Problem aller Tests, die nicht explizit für die Hochbegabungsdiagnostik konstruiert sind; Preckel, 2010).

Der erreichbare Höchstwert liegt bei IQ=162.

2.2 Eignung als Screening

Als Screening geeignet

Ökonomischer Gruppentest.

2.3 Eignung zur Profilerstellung

Kein Fähigkeitsprofil möglich

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit figuralem Aufgabenmaterial) ist die Erstellung eines Intelligenzprofils nicht möglich.

2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung

Für die Schullaufbahnberatung eingeschränkt geeignet

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit ausschließlich figuralem Aufgabenmaterial) nur in Kombination mit mehrdimensionalen Tests geeignet; insbesondere Ergänzung um Tests verbaler Fähigkeiten als wichtige Prädiktoren für Schulerfolg (Vock, 2008).

Zumeist für Beratung zur weiterführenden Schule, da Altersbereich ab 8;6 Jahre.

2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen

für Selektionsentscheidungen eingeschränkt geeignet

Aufgrund des eingeschränkten Messbereichs (fluide Intelligenz mit ausschließlich figuralem Aufgabenmaterial) nur in Kombination mit mehrdimensionalen Tests geeignet.

3 Normierung

3.1 Vorbemerkungen

Für Testpersonen ab 20 Jahren nicht geeignet

Für Erwachsene (20-60 Jahre) wurden keine empirischen Altersnormwerte ermittelt, sondern die Normwerte wurden auf der Basis vorliegender Daten aus dem CFT 20 (Weiß, 1998), CFT 2 (Weiß, 1972) und CFT 3 (Weiß, 1971) in Fünfjahresschritten extrapoliert.

3.2 Aktualität der Normen

Überprüfung/Aktualisierung der Normen in den nächsten Jahren erforderlich

Normierung: 2002/2003.

Altersnormen (T-Werte, IQ-Werte, SW-Skala, PR) für Schüler/innen von 8;5-15;0 Jahren in Halbjahresschritten, zusätzlich Altersnormen für die Bereiche 15;1-16;0, 16;1-17;0 und 17;1-19;0 Jahre.

Klassenstufennormen (für alle Schularten gemeinsam): jeweils separat für die Klassen 3-9, zusammen für Klassenstufen 10-13.

3.3 Repräsentativität der Normen

Repräsentativität der Normen gegeben

Ca. 4400 Schüler/innen (49 % Mädchen) der Klassenstufen 3 bis 13 in sechs Bundesländern (HH, BY, B, BW, HE, TH).

Über das gesamte Altersspektrum: 12-13 % Personen mit Migrationshintergrund (ca. 6% türkische, 3 % russische und 7 % andere ausländische Schüler/innen).

Bei den Berechnungen der Normen wurden Geschlecht, Alter, Schulart, regionale und soziale Herkunft entsprechend der Angaben des statistischen Bundesamtes (Statistik von 2002/2003) berücksichtigt.

4 Objektivität

4.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

4.2 Durchführungsobjektivität

Durchführungsobjektivität gegeben

Standardisierte Durchführungsinstruktionen und Zeitvorgaben vorhanden.

4.3 Auswertungsobjektivität

Auswertungsobjektivität gegeben

Genaue Auswertungshinweise vorhanden, auch auf Auswertungsbogen.

4.4 Interpretationsobjektivität

Interpretationsobjektivität gegeben

Normtabellen und ausführliche Interpretationshinweise (inkl. Interpretationsbeispiele) vorhanden.

Ab einer Diskrepanz von 12 IQ-Punkten zwischen Testteil 1 und 2 soll kein Gesamtwert berechnet werden.

5 Reliabilität

5.1 Vorbemerkungen

Angaben im Manual sind z.T. verwirrend und ungenau

5.2 Paralleltest-Reliabilität

Paralleltest-Reliabilität entfällt (Kein Paralleltest vorhanden)

5.3 Testhalbierungsreliabilität

Angaben zur Testhalbierungsreliabilität fehlen

5.4 Retest-Reliabilität

Retest-Reliabilität gegeben, jedoch an kleiner Stichprobe ermittelt

38 Schüler/innen aus Haupt-/Werkrealschule und 13 Schüler/innen aus der Förderschule; keine weiteren Angaben; bei einem Test-Retest-Intervall von 2-5 Monaten ist die Stabilität der Testteile überwiegend akzeptabel bis sehr gut (Testteil 1: .69-.85; Testteil 2: .82-.86), die Stabilität des Gesamttests ist gut bis sehr gut (.83-.91).

5.5 Interne Konsistenz

Interne Konsistenz gegeben

144 Schüler/innen aus 5. bis 7. Klassen aller Schulformen; interne Konsistenz ist für die Testteile gut bis sehr gut (Testteil 1: .89-.92; Testteil 2: .87-.90), für den Gesamttest sehr gut (.93-.95).

4325 Schüler/innen aus der Normstichprobe; Korrelation zwischen Testteil 1 und 2 ist sehr hoch (.80 ohne Testzeitverlängerung, .82 mit Testzeitverlängerung im Testteil 1).

5.6 Profilreliabilität

Profilreliabilität entfällt (keine Profilerstellung möglich)

6 Validität

6.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

6.2 Konstruktvalidität

Konstruktvalidität gegeben, Angaben im Manual jedoch ungenau

Keine Stichprobenangaben; Faktorenanalyse (nicht näher spezifiziert) stützt die Struktur des CFT 20-R: starker übergeordneter Generalfaktor mit drei untergeordneten Faktoren (1) Gesetzmäßigkeiten und Regelhaftigkeiten erkennen (Subtests Matrizen und Reihenfortsetzen), (2) Schlussfolgerndes Denken (Subtest Topologische Schlussfolgerungen) und (3) Beziehungsstiftendes Denken (Subtest Klassifikationen).

860 Viertklässler/innen einer Berliner Grundschule; gemeinsame Faktorenanalyse (nicht näher spezifiziert) mit dem PSB-R 4-6 (Horn, Lukesch, Kormann & Mayrhofer, 2002) zeigt: Beide Testteile des CFT 20-R laden nur auf dem Generalfaktor, die drei weiteren Faktoren differenzieren zwischen den PSB 4-6-Subtests. CFT 20-R zeigt nur Bezüge zu den Subtests des PSB-R 4-6, die der fluiden Intelligenz zuzuordnen sind.

6.3 Kriteriumsvalidität

Kriteriumsvalidität weitestgehend gegeben

Angaben im Manual etwas verwirrend, da neben aktuellen Ergebnissen zum CFT 20-R auch Befunde zu Vorgängerversionen berichtet werden.

Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests

Wortschatz- und Zahlenfolgentest CFT 20-R Zusatztests: 745 Schüler/innen der Normierungsstichprobe; mittlere Korrelationen für Gesamttest mit Wortschatztest (.53-.55) und Zahlenfolgentest (.61-.63).

PSB-R 4-6 (Horn et al., 2002): 860 Grundschüler/innen der 4. Klassen aus einer Berliner Hochbegabtenstudie; mittlere Korrelation von PSB-R 4-6-Gesamtwert und CFT 20-R (.56).

Zusammenhänge mit Schulnoten

855 Schüler/innen aus der Normstichprobe; mittlere Korrelationen zu Mathematiknoten (über alle Klassen, Schularten und -stufen hinweg .49), Korrelationen zu Deutschnoten erwartungskonform niedriger (.35).

Mit zunehmender Klassenstufe sinken die Korrelationen. Im Manual wird dies auf die Leistungshomogenisierung im Rahmen der Sekundarstufe und die damit einhergehenden Varianzeinschränkungen zurückgeführt.

6.4 Prognostische Validität

Angaben zur prognostischen Validität fehlen

7 Ökonomie

7.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

7.2 Durchführungsökonomie

Durchführung ökonomisch

Kurzform (Gruppentest) inkl. Einführung und Instruktion: ca. 37 bis 41 Min.

Langform (Gruppentest) inkl. Einführung und Instruktion: ca. 62 bis 65 Min.

Für Testteil 1 besteht die Möglichkeit, die Testzeit für jeden Subtest um 1 Minute zu verlängern (sinnvoll bei alleinigem Einsatz von Testteil 1, bei Testängstlichkeit, bei Proband/innen mit geringer Testerfahrung und Schwierigkeiten beim Instruktionsverständnis).

7.3 Auswertungsökonomie

Auswertungsdauer ökonomisch

Auswertungszeit umfasst wenige Minuten (im Manual keine Angaben dazu).

8 Weiterführendes

8.1 Vorgängerversion

Weiß, R.H. (1998). Grundintelligenztest Skala 2. CFT 20 (4. überarbeitete Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

8.2 Literaturangaben

Cattell, R.B. (1963). Theory of fluid and crystallized intelligence: a critical experiment. Journal of Educational Psychology, 54, 1-22.

Horn, W., Lukesch, H., Kormann, A. & Mayrhofer, S. (2002). PSB-R 4-6. Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung für 4. bis 6. Klassen. Revidierte Fassung. Göttingen: Hogrefe.

Jacobs, C. & Petermann, F. (2007). Grundintelligenztest (CFT 20-R) von Rudolf Weiß (2006) [Testinformation]. Diagnostica, 53, 109-113.

Jäger, A.O. (1982). Mehrmodale Klassifikation von Intelligenzleistungen. Experimentell kontrollierte Weiterentwicklung eines deskriptiven Intelligenzstrukturmodells. Diagnostica, 28, 195-226.

Kuhn, J.-T., Holling, H. & Freund, P.A. (2008). Begabungsdiagnostik mit dem Grundintelligenztest (CFT 20-R). Psychometrische Eigenschaften und Messäquivalenz. Diagnostica, 54, 184-192.

Preckel, F. (2010). Intelligenztests in der Hochbegabungsdiagnostik. In F. Preckel, W. Schneider & H. Holling (Hrsg.), Diagnostik von Hochbegabung. Tests und Trends. Jahrbuch der pädagogisch-psychologischen Diagnostik, N.F. Band 8 (S. 19-43). Göttingen: Hogrefe.

Vock, M. (2008). Non-verbaler Intelligenztest (SON-R 2½-7). Dt. Standardisierung von P.J. Tellegen, J.A. Laros & F. Petermann. Unter Mitarbeit von Nina Janke, Norbert Karpinski und Anja Renziehausen (2007) [Testinformation]. Diagnostica, 54, 112-115.

Weiß, R.H. (1971). Grundintelligenztest, Skala 3, CFT 3. Handanweisung für Durchführung, Auswertung und Interpretation. Braunschweig: Westermann.

Weiß, R.H. (1972). Grundintelligenztest, Skala 2, CFT 2. Handanweisung für Durchführung, Auswertung und Interpretation. Braunschweig: Westermann.