Diagnostik mit Intelligenztests

Beratung

KFT 4-12+ R – Kognitiver Fähigkeits-Test für 4. bis 12. Klassen, Revision

Altersbereich: 4. bis 12. Klasse (ca. 9 bis 18 Jahre)

Test-Typ: Einzel- und Gruppentest

Erscheinungsjahr: 2000

Verlag: Beltz, Göttingen

KFT 4-12+ R – Kognitiver Fähigkeits-Test für 4. bis 12. Klassen, Revision

1 Beschreibung

1.1 Zielsetzung und Grundlagen

Der KFT 4-12+ R erfasst in den Klassenstufen 4 bis 12 das sprachgebundene, formallogische und zahlengebundene Denken und dient damit der Ermittlung der differentiellen kognitiven Fähigkeiten, die insbesondere für schulisches Lernen relevant sind.

Dem Verfahren liegt kein explizites Intelligenzmodell zugrunde. Die erfassten Fähigkeiten lassen sich im Rahmen des Berliner Intelligenzstrukturmodells (Jäger, 1984) überwiegend der Verarbeitungskapazität und damit dem logisch-schlussfolgernden Denken zuordnen.

1.2 Aufbau

  • 3 Testteile (verbal, quantitativ, nonverbal-figural) mit je 3 Subtests (insg. 9 Subtests V1-3, Q1-3, N1-3 mit 507 Aufgaben).
  • Das Verfahren kann in einer Kurzform mit 6 Subtests (V1, V3, Q1, Q2, N1 und N2) durchgeführt werden.
  • Parallelformen A und B sind für alle Klassenstufen vorhanden.

1.3 Quellen

Heller, K.A. & Perleth, C. (2000). KFT 4-12+ R. Kognitiver Fähigkeitstest für 4. bis 12. Klassen, Revision (3., revidierte Aufl. des KFT 4-13+). Göttingen: Beltz.

2 Anwendung

2.1 Zusammenfassung

Die Prüfung der Aktualität der Normen bzw. eine Neunormierung sind erforderlich. Die Ergebnisinterpretation muss daher mit Vorsicht erfolgen; insbesondere ist eine Überschätzung von Fähigkeiten wahrscheinlich.

Die Lösungswahrscheinlichkeiten der Aufgaben deuten Deckeneffekte bei der Hochbegabungsdiagnostik an.

Der erreichbare Höchstwert liegt bei IQ=145.

2.2 Eignung als Screening

Als Screening nicht geeignet

Als Screening zu aufwändig (auch Kurzform).

2.3 Eignung zur Profilerstellung

Fähigkeitsprofil kann erstellt werden

Das Verfahren gibt Aufschluss über spezifische individuelle Stärken (sprachgebundenes, formallogisches oder zahlengebundenes Denken), allerdings ist in der Hochbegabungsdiagnostik mit Deckeneffekten zu rechnen, welche die Profilerstellung erschweren.

2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung

Für die Schullaufbahnberatung eingeschränkt geeignet

Veraltete und nicht repräsentative Normen.

2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen

Für Selektionsentscheidungen eingeschränkt geeignet

Veraltete und nicht repräsentative Normen sowie mögliche Deckeneffekte in der

Hochbegabungsdiagnostik.

3 Normierung

3.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

3.2 Aktualität der Normen

Überprüfung/Aktualisierung der Normen erforderlich. Keine Altersnormen.

Normierung: 1995-1997.

Schulartspezifische Klassennormen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium; T-Werte, IQ-Werte) der Jahrgangsstufen 5-12 für Testteile und Gesamtwert der beiden Testformen A und B.

Schulartübergreifende Normen (T-Werte, IQ-Werte) der Jahrgangsstufen 4-9 für Testteile und Gesamtwert der beiden Testformen A und B (Schularten wurden entsprechend ihrem Anteil an der Schülerschaft der gesamten Jahrgangsstufe gewichtet).

Geringe geschlechtsspezifische Unterschiede zugunsten von Jungen; keine Geschlechterdifferenzierung der Normen.

Zum Teil kleine Stichprobengrößen für die Gesamtschüler/innen der Jahrgangsstufen 5-9 sowie die Hauptschüler/innen der Klassenstufen 9 und 10.

Für die Kurzform wurde keine eigenständige Normierung vorgenommen, es wurden jedoch aus der Normierung der Langform entsprechende Normen für die Kurzform-Testteile erstellt.

3.3 Repräsentativität der Normen

Repräsentativität der Normen eingeschränkt

n = 6.765 Schüler/innen aus Grundschulen in BY sowie Haupt-, Realschulen und Gymnasien in BY und BW, keine weiteren Angaben.

Eine abschließende Beurteilung der Repräsentativität ist aufgrund von unzureichenden Angaben zur Stichprobe nicht möglich.

4 Objektivität

4.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

4.2 Durchführungsobjektivität

Durchführungsobjektivität gegeben

Standardisierte schriftliche und mündliche Instruktionen vorhanden.

4.3 Auswertungsobjektivität

Auswertungsobjektivität gegeben

Auswertungshinweise (mit Übungsbeispielen) sowie Auswertungsschablonen vorhanden.

PC-gestütztes Auswertungsprogramm vorhanden (muss zusätzlich erworben werden).

4.4 Interpretationsobjektivität

Interpretationsobjektivität gegeben

Normwerte und Hinweise zur Interpretation (inklusive Fallbeispielen) vorhanden.

5 Reliabilität

5.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

5.2 Paralleltest-Reliabilität

Angaben zur Paralleltestreliabilität fehlen

5.3 Testhalbierungsreliabilität

Angaben zur Testhalbierungsreliabilität fehlen

5.4 Retest-Reliabilität

Retest-Reliabilität weitestgehend gegeben

n = 160, 5./6. bzw. 6./7. Klasse; nach einem Test-Retestintervall von 1 Jahr überwiegend ausreichende bis akzeptable Stabilität der Testteile und des Gesamttests (V-Teil .73/.78; Q-Teil .56/.60; N-Teil .71/.62; Gesamttest .73/.74).

5.5 Interne Konsistenz

Interne Konsistenz gegeben

Ermittelt an der Normierungsstichprobe.

Interne Konsistenz über alle Klassenstufen, Subtests und Testformen hinweg akzeptabel (Median: .79).

Testform A (Median über alle Klassenstufen hinweg): interne Konsistenz der Langform gut bis sehr gut (V-Teil .89, Q-Teil .86, N-Teil .93, Gesamttest .95); interne Konsistenz der Kurzform gut bis sehr gut (V-Teil .85, Q-Teil .83, N-Teil .92, Gesamttest .94).

Testform B (Median über alle Klassenstufen hinweg): interne Konsistenz der Langform gut bis sehr gut (V-Teil .85, Q-Teil .86, N-Teil .93, Gesamttest .95); interne Konsistenz der Kurzform gut bis sehr gut (V-Teil .83, Q-Teil .83, N-Teil .93, Gesamttest .94).

5.6 Profilreliabilität

Profilrealibilität eingeschränkt gegeben

Akzeptable Profilreliabilität für Klassenstufen 4-10 (.54-.67).

Nicht ausreichende Profilreliabilität für Klassenstufen 11 und 12 (.49 und .41).

6 Validität

6.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

6.2 Konstruktvalidität

Konstruktvalidität weitestgehend gegeben

Exploratorische Faktorenanalysen bestätigten relativ stabil über die Klassenstufen und Schultypen hinweg die dreifaktorielle Struktur des Verfahren: (1) sprachgebundenes Denken (V-Teil), (2) formallogisches Denken (N-Teil), (3) zahlengebundenes Denken (Q-Teil).

Nur für die Viertklässler (Grundschule) muss die Möglichkeit einer Ein- oder Zwei-Faktorenlösung in Betracht gezogen werden.

6.3 Kriteriumsvalidität

Kriteriumsvalidität eingeschränkt gegeben

Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests

Die Angaben für die Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests sind verwirrend dargestellt, wurden mit Vorgängerversion des KFT 4-12+ R erstellt und die Ergebnisse sind aufgrund unvollständiger Angaben (Stichprobengröße, Skalen) wenig nachvollziehbar. Aktuelle Studien mit dem KFT 4-12+ R stehen fehlen.

Zusammenhänge mit Schulnoten

Mathematiknoten: n = 587, 4.-12. Klasse, Normierungsstichprobe; mittlere Korrelation mit KFT-Gesamtleistung .37 (.15-.65); höhere Zusammenhänge mit dem Q- oder N-Teil als dem V-Teil.

Deutschnoten: n = 770, 4.-12. Klasse, Normierungsstichprobe; mittlere Korrelation mit KFT-Gesamtleistung .27 (.09-.56); höhere Zusammenhänge mit dem V-Teil als dem Q- oder N-Teil.

Englischnoten: n = 585, 5.-12. Klasse, Normierungsstichprobe; mittlere Korrelation mit KFT-Gesamtleistung .28 (.08-.52); höhere Zusammenhänge mit dem V-Teil als dem Q- oder N-Teil.

Noten in Heimat- und Sachkunde: n = 585, 4. Klasse, Normierungsstichprobe; mittlere Korrelation mit KFT-Gesamtleistung (.52); höhere Zusammenhänge mit dem V-Teil als dem Q- oder N-Teil.

Der KFT 4-12+ R bildet Leistungsunterschiede der Schüler/innen zwischen verschiedenen Schultypen ab (Hauptschule, Realschule, Gymnasium).

6.4 Prognostische Validität

Angaben zur prognostischen Validität fehlen

7 Ökonomie

7.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

7.2 Durchführungsökonomie

Durchführung der Kurzform ökonomisch

Langform: drei Schulstunden (119 Min. inkl. Instruktion).

Kurzform: zwei Schulstunden (ca. 77 Min. inkl. Instruktion).

7.3 Auswertungsökonomie

Auswertung ökonomisch

Manuelle Auswertung dauert wenige Minuten.

Automatische Auswertung am Computer möglich.

8 Weiterführendes

8.1 Vorgängerversion

Heller, K. A., Gaedike, A.K. & Weinläder, H. (1985). Kognitiver Fähigkeitstest (KFT 4-13+) (2. Aufl.). Weinheim: Beltz.

8.2 Literaturangaben

Jäger, A.O. (1984). Intelligenzstrukturforschung: Konkurrierende Modelle, neue Entwicklungen, Perspektiven. Psychologische Rundschau, 35, 21-35.