Diagnostik mit Intelligenztests

Beratung

PITVA – Potsdamer Intelligenztest für das Vorschulalter

Altersbereich: 4;0 – 6;5 Jahre

Test-Typ: Einzeltest

Erscheinungsjahr: 2019

Verlag: Hogrefe, Göttingen

PITVA – Potsdamer Intelligenztest für das Vorschulalter

1 Beschreibung

1.1 Zielsetzung und Grundlagen

Der PITVA ist ein Einzeltest zur Erfassung der nonverbalen Intelligenz bei Kindern im Alter von 4;0 bis 6;5 Jahren.

Anwendungsbereiche des PITVA sind Fragestellungen, die eine differenzierte, weitgehend sprach- und kulturfreie Abbildung der nonverbalen Intelligenz über den gesamten Leistungsbereich implizieren. Es werden keine konkreten Anwendungsbereiche spezifiziert.

Wyschkon & Esser (2019) setzen die nonverbale Intelligenz mit dem logisch-schlussfolgernden Denken gleich und ordnen sie der fluiden Intelligenz nach der Gf-Gc-Theorie von Cattell und Horn (vgl. Horn & Blankson, 2005) zu.

Methodologische Grundlage des PITVA ist die Klassische Testtheorie (KTT).

1.2 Aufbau

  • Der PITVA gliedert sich in die drei Untertests (UTs): Bilderreihen (UT1), Seriation (UT2) und Matrizenaufgaben (UT3).
  • Mit diesen Aufgabenformaten sollen verschiedene Facetten des logisch-schlussfolgernden Denkens erfasst werden. UT1 erfasst die Fähigkeit in semantischen Kategorien zu denken und Regelhaftigkeiten zu erkennen. UT2 bildet die Fähigkeit zur Bildung von Analogien ab und UT3 die zum Erkennen von Regelhaftigkeiten.
  • Der T-Wert PITVA-Gesamt bildet das Leistungsergebnis ab.
  • Die Bearbeitungsdauer der UTs ist nicht limitiert.

1.3 Quellen

Wyschkon, A. & Esser, G. (2019). PITVA: Potsdamer Intelligenztest für das Vorschulalter. Manual. Hogrefe.

2 Anwendung

2.1 Zusammenfassung

Der PITVA eignet sich nicht zur Hochbegabungsdiagnostik, vor allem da die Messgenauigkeit nicht für alle UTs und Altersgruppen auch im Bereich der hohen Merkmalsausprägung gegeben ist.

Für mehr als die Hälfte der Items von UT1 (Bilderreihen) liegt das Differenzierungsoptimum über die gesamte Altersspanne im unteren Leistungsbereich. UT2 (Seriation) enthält für keine Altersgruppe sehr schwierige Items. 12 der 29 Items von UT3 (Matrizen) differenzieren in der Altersgruppe der 4-Jährigen im überdurchschnittlichen Leistungsbereich, 7 Aufgaben bei den 5-Jährigen und nur 3 Aufgaben bei den 6-Jährigen.

Hinzu kommt, dass der PITVA kein differenziertes Profil der kognitiven Leistungsfähigkeit erlaubt.

2.2 Eignung als Screening

Als Screening nicht geeignet

Nicht als Screening für Kinder ab dem Alter von 5 Jahren geeignet.

Angaben zur Beurteilung der Eignung als Screening für 4-Jährige nicht ausreichend. (fehlende Hinweise zur Sensitivität bzw. Spezifität des Verfahrens zur Identifikation von Hochbegabten in dieser Altersgruppe).

2.3 Eignung zur Profilerstellung

Kein Fähigkeitsprofil möglich

Der PITVA liefert einen Gesamtwert für die Ausprägung der nonverbalen Intelligenz. Die Interpretation der Testleistung ist unter Berücksichtigung des Konfidenzintervalls vorzunehmen. Dazu werden Standardmessfehler und Vertrauensgrenzen des PITVA-Gesamtwertes mitgeteilt.

2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung

Für Schullaufbahnberatung nicht geeignet

Der PITVA eignet sich nicht für die Schullaufbahnberatung. Dem PITVA gelingt keine befriedigende Differenzierungsfähigkeit des kognitiven Leistungsniveaus. Die kriteriumsbezogene und prognostische Validität von PITVA-basierten Schlussfolgerungen wurden bisher nicht an einschlägigen Kriterien empirisch geprüft. Hinzu kommt, dass der PITVA ausschließlich nonverbale Leistungen erfasst.

2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen

Für Selektionsentscheidungen nicht geeignet

Aufgrund der fehlenden Differenzierungsfähigkeit der UTs im hohen Leistungsbereich eignet sich der PITVA nicht für Selektionsentscheidungen im Kontext der Hochbegabungsdiagnostik.

3 Normierung

3.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

3.2 Aktualität der Normen

Aktualität der Normen gegeben

Normierung: 2014–2015;

Altersspezifische Normen (T-Werte) in Vierteljahresabständen für die 4- und 5-Jährigen und im Halbjahresabstand für die 6-Jährigen für die UTs;

altersunspezifische T-Werte für PITVA-Gesamt

3.3 Repräsentativität der Normen

Repräsentativität der Normen weitestgehend gegeben

Der PITVA wurde an einer Stichprobe von n = 987 Kindern aus Deutschland normiert. Dabei wurden demografische und geografische Kriterien berücksichtigt. Zusätzlich wurde eine Gleichverteilung in Bezug auf Alter und Geschlecht angestrebt. Ferner wurde der sozioökonomische Status der Eltern der Testpersonen berücksichtigt. Defizite in der Repräsentativität der Stichprobe (Überrepräsentativität von Mädchen in einer Altersgruppe und von Jungen in drei Gruppen, Überrepräsentativität von Herkunftsfamilien mit einem höheren sozioökonomischen Status) wurden nicht korrigiert.

4 Objektivität

4.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

4.2 Durchführungsobjektivität

Durchführungsobjektivität gegeben

Ausformulierte Instruktionen und detaillierte Hinweise zur Durchführung gewährleisten eine objektive Durchführung des PITVA.

4.3 Auswertungsobjektivität

Auswertungsobjektivität gegeben

Eindeutige Regeln zur Bewertung der Antworten stellen die Auswertungsobjektivität sicher.

4.4 Interpretationsobjektivität

Interpretationsobjektivität gegeben

Normtabellen und ein ausführliches Fallbeispiel vorhanden.

Interpretationshilfen sichern die Interpretationsobjektivität des Verfahrens. Allerdings ist die Aussagekraft des PITVA im Kontext der Hochbegabungsdiagnostik deutlich limitiert, da, wie von den Testautoren festgestellt, „das Differenzierungsoptimum des PITVA nicht im überdurchschnittlichen bzw. weit überdurchschnittlichen Leistungsbereich“ liegt (S. 46).

5 Reliabilität

5.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

5.2 Paralleltest-Reliabilität

Paralleltest-Reliabilität entfällt

Kein Paralleltest vorhanden.

5.3 Testhalbierungsreliabilität

Testhalbierungsreliabilität entfällt

5.4 Retest-Reliabilität

Angaben zur Beurteilung der Retest-Reliabilität fehlen

5.5 Interne Konsistenz

Interne Konsistenz gegeben

Die Messgenauigkeit des PITVA wurde mittels Cronbachs Alpha bestimmt. Für UT1 und UT3 werden durchweg gute bis sehr gute Reliabilitätskoeffizienten berichtet (UT1: .86< α < .91; UT3: .83 < α < .88). Die Koeffizienten für UT2 (.71 < α < .79) sind als akzeptabel zu bewerten. Für PITVA-Gesamt wurden sehr gute Werte (.90 < α < .93) festgestellt (vgl. Lienert & Raatz, 1998).

Die Standardmessfehler betrugen: UT1: Min. 3.00, Max. 3.74; UT2: Min. 4.58, Max. 5.39; UT3: Min. 3.46, Max. 4.12.

5.6 Profilreliabilität

Profilreliabilität entfällt

6 Validität

6.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

6.2 Konstruktvalidität

Angaben zur Bewertung der Konstruktvalidität nicht ausreichend

Die Skaleninterkorrelationen des PITVA lagen zwischen .48 < r < .50. Mit dem PITVA-Gesamtwert korrelierten die UTs zwischen .81 < r < .82.

Weiterführende faktorenanalytische Befunde zur Konstruktvalidität des PITVA stehen noch aus.

6.3 Kriteriumsvalidität

Angaben zur Bewertung der Kriteriumsvalidität nicht ausreichend

Korrelationsstatistische Analysen zwischen den UTs bzw. dem Gesamtwert des PITVA und dem Mosaiktest aus dem HAWIVA-III (Ricken, Fritz, Schuck & Preuß, 2007; erhoben an n = 548 Kindern) zeigten Zusammenhänge zwischen .32 < r <.45.

Zu den Coloured Progressive Matrices (CPM; Bulheller & Häcker, 2002; erhoben an n = 548 Kindern) ergaben sich Korrelationen von .44 < r < .62.

Zwischen dem PITVA-Gesamtwert und dem Elternurteil bzw. dem der Erzieher:innen zur Auffassungsgabe der Kinder zeigten sich statistisch bedeutsame, aber in ihrer absoluten Höhe erwartungsgemäß niedrige Zusammenhänge (Eltern: r = .26; Erzieher: r = .31).

Zusammenhänge zwischen dem PITVA und anderen Intelligenztests stehen noch aus.

Die Kriteriumsvalidität des PITVA sollte darüber hinaus anhand von praktisch bedeutsamen Außenkriterien (z. B. vorzeitige Einschulung, Prognose des IQ im mittleren Grundschulalter, Schulnoten während der Grundschule) untersucht werden, um zu prüfen, ob „das Vorhandensein überdurchschnittlicher Begabungen im nichtsprachlichen logischen Denken […] sich mit dem PITVA […] absichern [lässt]“ (Wyschkon & Esser, 2019, S. 16).

6.4 Prognostische Validität

Angaben zur Beurteilung der Prognostischen Validität fehlen

7 Ökonomie

7.1 Vorbemerkungen

Keine speziellen Hinweise

7.2 Durchführungsökonomie

Durchführung ökonomisch

Durchführungsdauer: ca. 15 bis 20 min

7.3 Auswertungsökonomie

Auswertung ökonomisch

Manuelle Auswertung: 5 min

Es ist keine computergestützte Auswertung vorhanden.

8 Weiterführendes

8.1 Vorgängerversion

Vorgängerversionen sind nicht vorhanden.

8.2 Literaturangaben

Bulheller, S. & Häcker, H. (2002). Coloured Progressive Matrices (CPM). Deutsche Bearbeitung und Übersetzung nach J. C. Raven. Pearson Assessment.

Horn, J. L. & Blankson, N. (2005) Foundations for better understanding of cognitive abilities. In D. P. Flanagan & P. L. Harrison (Eds.), Contemporary intellectual assessment (2nd ed., pp. 41–68). Guilford Press.

Lienert, G. A. & Raatz, U. (1998). Testaufbau und Testanalyse (6. Aufl.). Beltz.

Ricken, G., Fritz, A., Schuck, K. D. & Preuß, U. (2007). Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter — III (HAWIWA-III). Huber.