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Wegweiser der Begabungsforschung und Wegbereiter der Begabtenförderung

William Stern (1871-1938) war einer der wirkmächtigsten Psychologen seiner Zeit und für die Entwicklung der Psychologie als Disziplin wegweisend: Er begründete die Differentielle wie Pädagogische Psychologie. Seine Arbeit ist dabei untrennbar mit dem hochbegabten Kind verbunden; im Fokus seiner wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten stand die Begabtenförderung.

April 2021

Von: Dr. Ingmar Ahl


William Stern (1871-1938) war einer der wirkmächtigsten Psychologen seiner Zeit und für die Entwicklung der Psychologie als Disziplin wegweisend: Er begründete die Differentielle wie Pädagogische Psychologie. Seine Arbeit ist dabei untrennbar mit dem hochbegabten Kind verbunden; im Fokus seiner wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten stand die Begabtenförderung.

William Stern entstammt dem jüdischen Bürgertum Berlins. Nach seinem Studium der Philosophie und Psychologie, arbeitet er zunächst als Privatdozent, dann als Professor an der Universität Breslau, 1916 wechselt er nach Hamburg – ist 1919 einer der Mitbegründer der Hamburger Universität. V.a. von Hamburg aus wirkt er bis 1933 als Jugend- und Bildungsforscher. 1933 muss er als Jude Hamburg verlassen, geht in die Emigration in die USA und an die Duke University NC – wo er 1938 stirbt.

Nur wenigen ist William Stern noch bekannt – bestenfalls wird gelegentlich an ihn als Intelligenzforscher und „Erfinder“ des Intelligenzquotienten (IQ) erinnert. Ausgehend von diagnostischen Fragestellungen, des Erkennens und Beobachtens von Begabungen – wobei Stern ein vehementer Kritiker verabsolutierender Testdiagnostik war – erdachte er eine Begabtenförderung, die den begabten Menschen und sein Recht auf Entwicklung, nicht die Produkte seiner Begabung in den Vordergrund stellt. Seine Kritik an den Auswüchsen des „Wunderkindunwesens“ wie an der Drillschule des Kaiserreichs, führte ihn zur Empfehlung einer stattdessen fähigkeitsgruppierten, differenzierenden und anregungsreichen und vollständig individuell fördernden Schule. Diese sollte auch Hochbegabte nicht als „Luxusthema“ abtun, sondern ihnen im Unterricht gerecht werden bzw. vor den individuell möglichen gravierenden Folgen von Unterforderung bewahren. In den Kontexten der Weimarer Republik empfahl er zum einen besonders den „Aufstieg der Begabten“ und engagierte sich für ein sozial durchlässiges Bildungssystem für begabte Kinder aus den „unteren Schichten“. Zum anderen empfahl er eigene Schulen für Begabte, unabhängig der damals bestehenden Schulformen. Viele die Begabtenförderung noch heute beschäftigenden Probleme sind von Stern erfasst. Seine Empfehlungen zur Begabtenförderung sind aktueller denn je, weshalb sich die Karg-Stiftung für das Angedenken und die Auseinandersetzung mit William Stern einsetzen möchte.

Aus Anlass seines 150. Geburtstags am 29. April möchte die Karg-Stiftung 2021 in einem Blog, mit monatlich erscheinenden Beiträgen, an William Stern erinnern und auf die ungebrochene Aktualität und die hohe Attraktivität seines Werks für eine gute Zukunft der Begabtenförderung aufmerksam machen. Die Beiträge, größtenteils verfasst von den Kolleginnen und Kollegen der Karg-Stiftung, beschäftigen sich beispielsweise mit der Kindperspektive, Partizipation und dem Thema Begabungsgerechtigkeit. Freuen Sie sich also auf Anregungen und neue Einblicke, basierend auf den Erkenntnissen einer der größten Begabungsforscher. Stern lesen lohnt!

Dr. Ingmar Ahl
Vorstand Karg-Stiftung