Diagnostik mit Intelligenztests
PSB-R 4-6 – Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung für 4. bis 6. Klassen – revidierte Fassung
Altersbereich: 4. bis 6. Klasse (ca. 9 bis 12 Jahre)
Test-Typ: Einzel- und Gruppentest
Erscheinungsjahr: 2002
Verlag: Hogrefe, Göttingen

1 Beschreibung
1.1 Zielsetzung und Grundlagen
Das PSB-R 4-6 ist ein mehrdimensionaler Intelligenztest zur Erfassung von Struktur und Niveau der Intelligenz von Schüler/innen der 4. bis 6. Klasse, der insbesondere in der Schulberatung (Schulwegentscheidung) eingesetzt werden kann.
Das PSB-R 4-6 basiert auf dem Primärfaktoren-Modell von Thurstone (1938), das sieben, klar voneinander unterscheidbare Intelligenzfaktoren umfasst (verbales Verständnis, Wortflüssigkeit, numerisches, räumliches und schlussfolgerndes Denken, Gedächtnisfähigkeit, Wahrnehmungs- und Auffassungsgeschwindigkeit). Neben den Primärfaktoren erfasst der PSB-R 4-6 auch einen übergeordneten Faktor der allgemeinen Intelligenz, der weitestgehend Spearmans Generalfaktor g (Spearman, 1904) entspricht.
1.2 Aufbau
- Das PSB-R 4-6 ist ein Papier-Bleistift-Test.
- 10 Subtests (Allgemeinwissen, Schlussfolgerndes Denken 1-3, Wortflüssigkeit, Gliederungsfähigkeit, Raumvorstellung, Gemeinsamkeiten finden, Zahlenaddition/Konzentration, Zahlenvergleich/Wahrnehmungstempo), die jeweils 4 bis 45 Items umfassen.
- Das Verfahren liegt in 2 Parallelformen vor.
1.3 Quellen
Horn, W., Lukesch, H., Kormann, A. & Mayrhofer, S. (2002). PSB-R 4-6. Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung für 4. bis 6. Klassen. Revidierte Fassung. Göttingen: Hogrefe.
2 Anwendung
2.1 Zusammenfassung
Der PSB-R 4-6 ist für die Differenzierung im oberen Leistungsbereich nur bedingt geeignet. Die Itemschwierigkeiten liegen größtenteils im mittleren Bereich (.20 bis .80).
Für die Erstellung eines Fähigkeitsprofils ist der Test nur eingeschränkt geeignet, da sich die Sieben-Faktoren-Struktur in Faktorenanalysen nicht bestätigt hat.
Der erreichbare Höchstwert liegt bei IQ=130.
2.2 Eignung als Screening
Als Screening eingeschränkt geeignet
Gruppentestung möglich, jedoch 60 Min. Dauer.
2.3 Eignung zur Profilerstellung
Für Fähigkeitsprofil eingeschränkt geeignet
Zur Erstellung eines Intelligenzprofils auf Ebene der Subtests nur eingeschränkt geeignet: mögliche Deckeneffekte müssen beachtet werden, Sieben-Faktoren-Struktur konnte nicht bestätigt werden (eher Zwei-Faktor-Struktur).
Keine Angaben von kritischen Differenzen, aber von Vertrauensintervallen für den Subtestvergleich.
2.4 Eignung für die Schullaufbahnberatung
Für die Schullaufbahnberatung (nur Übertrittsentscheidungen) geeignet
2.5 Eignung für Selektionsentscheidungen
Für Selektionsentscheidungen eingeschränkt geeignet
Aufgrund mangelnder Differenzierungskraft im oberen Begabungsbereich durch Deckeneffekte mit Einschränkungen geeignet.
3 Normierung
3.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
3.2 Aktualität der Normen
Überprüfung/Aktualisierung der Normen erforderlich. Keine Altersnormen.
Normierung: 1999/2000 (Wolff, 2003; im Manual fehlen Angaben zum Zeitpunkt).
Schulstufenbezogene Normen (PR, SW mit MW=100, SD=10) sowie schulformspezifische Gesamtleistungswerte für die 5. und 6. Klasse (Umrechnung von SW in IQ-Werte möglich) für die Subtests und den Gesamtwert, separat für Testform A und B.
3.3 Repräsentativität der Normen
Repräsentativität der Normen eingeschränkt
n = 1.559, 4.-6. Klassen aus BY und BW, Auswahl anhand des Statistischen Jahrbuchs für Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2000).
In die Normierung wurden nur muttersprachlich deutsche Kinder einbezogen (n = 1.346), die Leistung nichtdeutscher Muttersprachler/innen kann durch eine Korrekturformel (Bonuswert) errechnet werden.
Bei der schulstufenbezogenen Normierung für die 5. und 6. Schulstufe wurden Schularten entsprechend der Aufteilung der Schüler/innen in Bayerischen Schulen gewichtet.
4 Objektivität
4.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
4.2 Durchführungsobjektivität
Durchführungsobjektivität gegeben
Standardisierte mündliche Instruktionen und Durchführungshinweise vorhanden.
4.3 Auswertungsobjektivität
Auswertungsobjektivität gegeben
Genaue Auswertungshinweise (Roh- und Normwertermittlung allgemein und für Schüler/innen mit nicht-deutscher Muttersprache) und Auswertungsschablonen vorhanden.
4.4 Interpretationsobjektivität
Interpretationsobjektivität gegeben
Normtabellen und zusätzliche Interpretationshinweise (inkl. Fallbeispiele) vorhanden.
5 Reliabilität
5.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
5.2 Paralleltest-Reliabilität
Angaben zur Paralleltestreliabilität fehlen
Testformspezifische Normierung, da sich für einige Subtests (insb. 2, 3 und 8) signifikante Unterschiede zwischen Form A und B zeigten (überprüft an n = 777 Form A bzw. n = 782 Form B, Normierungsstichprobe).
5.3 Testhalbierungsreliabilität
Angaben zur Testhalbierungsreliabilität fehlen
5.4 Retest-Reliabilität
Angaben zur Retest-Reliabilität fehlen
5.5 Interne Konsistenz
Interne Konsistenz gegeben
n = 316 (Form A) bzw. n = 312 (Form B), Normierungsstichprobe; akzeptable bis sehr gute interne Konsistenzen der Subtests (.71-.93, mit vier Ausnahmen von .62-.69), gute bis sehr gute interne Konsistenzen der Gesamtwerte in den verschiedenen Schulstufen (.86-.90).
5.6 Profilreliabilität
Profilreliabilität gegeben
n = 316 (Form A), n = 312 (Form B), Normierungsstichprobe; gute Profilreliabilitäten der Testformen A (.71) und B (.75).
6 Validität
6.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
6.2 Konstruktvalidität
Konstruktvalidität eingeschränkt gegeben
Normierungsstichprobe; keine Bestätigung der Sieben-Primärfaktoren durch Faktorenanalysen, stattdessen zwei relativ übergreifende Faktoren (1) Wissen und sprachliche Leistungsfähigkeit sowie (2) schlussfolgerndes Denken (weitere mögliche Faktoren sind „Wahrnehmungstempo und Konzentration“ sowie „Gliederungsfähigkeit“, Faktor „räumliches Vorstellungsvermögen“ nicht nachweisbar).
6.3 Kriteriumsvalidität
Kriteriumsvalidität gegeben
Zusammenhänge mit anderen Intelligenztests
CFT 20 (Weiß, 1998):
n = 83 bzw. n = 117 Viertklässler/innen (Scheele, 2000); hohe Zusammenhänge mit Gesamtwert (.55) und schlussfolgerndem Denken (.47-.54);
n = 117 Viertklässler/innen (Heinl, 2000); hohe Zusammenhänge mit Gesamtwert (.63) und schlussfolgerndem Denken (.52-.59).
KFT 4-12+R (Heller & Perleth, 2000), n = 152 Viertklässler/innen (Schätz, 2000); hoher Zusammenhang der Gesamtleistungen (.69), mittlere bis hohe Zusammenhänge des Gesamtwerts mit verbalen, quantitativen und figuralen KFT-Skalen (.72/.64/.46); mittlere Zusammenhänge von Wortflüssigkeit (.56), Gemeinsamkeiten finden (.60) und Allgemeinwissen (.62) mit verbaler KFT-Skala (.56); mittlere Zusammenhänge von schlussfolgerndem Denken mit quantitativer und figuraler KFT-Skala (.63/.47).
Zusammenhänge mit Schulnoten
n = 57-152 Viertklässler/innen (Heinl, 2000; Schätz, 2000); insgesamt mittlere bis hohe Zusammenhänge, Gesamtwert korreliert höher mit Deutschnote (.62-.67) und Mathematiknote (.61-.75) als mit Note in Heimat- und Sachkunde (.47-.66).
Zusammenhang mit Übertrittsempfehlungen für weiterführende Schulen
n = 83 Viertklässler/innen (Scheele, 2000) bzw. n = 117 Viertklässler/innen (Heinl, 2000); Gesamtwert steht mit der Übertrittsempfehlung für weiterführende Schule in Verbindung (signifikante Leistungsunterschiede im Test von Hauptschüler/innen und Gymnasiast/innen).
Zusammenhang mit Lehrkrafturteilen
Stichprobengröße unklar, Viertklässler/innen (Heinl, 2000): größtenteils signifikante Zusammenhänge des Gesamtwerts mit Lehrkrafturteilen zur Leistungsfähigkeit der Schüler/innen (.16-.72).
6.4 Prognostische Validität
Prognostische Validität gegeben
n = 83 Viertklässler/innen (Scheele, 2000); Zusammenhang zwischen Gesamtwert (Anfang des Schuljahres) und Noten (Ende des Schuljahres) in Deutsch (.59), Mathematik (.61), Heimat- und Sachkunde (.45); Schulnoten werden mit PSB-Gesamtwert besser vorhergesagt als mit CFT 20 (Weiß, 1987).
n = 137 Viertklässler/innen (Schätz, 2000); bei Vorhersage von Noten der 4. Klasse mit PSB-Gesamtwert aus 3. Klasse bleiben die Korrelationsmuster zwischen Test und Noten erhalten.
7 Ökonomie
7.1 Vorbemerkungen
Keine speziellen Hinweise
7.2 Durchführungsökonomie
Durchführung ökonomisch
Reine Testzeit: 44 Min., inkl. Instruktionen 60 Min. (Wolf, 2003)
7.3 Auswertungsökonomie
Auswertung ökonomisch
Ca. 5-10 Min. (Wolf, 2003)
8 Weiterführendes
8.1 Vorgängerversion
Horn, W. (1969). Prüfsystem für Schul‐ und Bildungsberatung P‐S‐B. Göttingen: Hogrefe.
8.2 Literaturangaben
Heinl, J. (2000). Validierungsstudie zum PSB. Unveröff. Diplomarbeit, Universität Regensburg (Lehrstuhl für Psychologie VI).
Heller, K.A. & Perleth, C. (2000). Kognitiver Fähigkeitstest (KFT 4-12+R). Göttingen: Hogrefe.
Horn, W. (1962, 1983). Leistungsprüfsystem L‐P‐S. Göttingen: Hogrefe.
Schätz, S. (2000). Möglichkeiten zur Qualitätssicherung von pädagogisch-psychologischen Tests - beispielhaft dargestellt an der Revision des „Prüfsystems für Schul- und Bildungsberatung“ (PSB-R 4-6) unter besonderer Berücksichtigung der Validität. Schriftliche Hausarbeit, Katholische Universität Eichstätt.
Scheele, T. (2000). Intelligenz und Schulleistung. Unveröff. Zulassungsarbeit, Universität Regensburg (Lehrstuhl für Psychologie VI).
Spearman, C. (1904). ‘General intelligence’ objectively determined and measured. American Journal of Psychology, 15, 201–293.
Thurstone, L.L. (1938). Primary mental abilities. Chicago: Psychometric Monographs, No. 1.
Weiß, R.H. (1987). Grundintelligenztest Skala 2. CFT 20 (3. verbesserte und erweiterte Aufl. mit Wortschatztest WS und Zahlenfolgentest ZF). Göttingen: Hogrefe.
Weiß, R.H. (1998). Grundintelligenztest Skala 2. CFT 20 (4. überarbeitete Auflage). Göttingen: Hogrefe.
Wolff, J. (2003). Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung für 4. bis 6. Klassen - revidierte Fassung (PSYNDEX Tests Review).In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Online im Internet, URL www.zpid.de (Stand: 28.02.2015).