Die
schwüle Wetterlage birgt das ein oder andere Gewitter in sich. Und
mit diesem häufen sich auch die Begegnungen mit dem ein oder anderen
Fransenflügler, dem so genannten Thysanoptera. Die Fransenflügler
heißen im Übrigen so, weil sie Fransen an den Flügeln haben.
Der
Fransenflügler lebt fast überall, ernährt sich von Pflanzen und
schädigt damit laut Wikipedia die Landwirtschaftsindustrie in Höhe
von 1 Mrd. US-Dollar. Seine Art, sich vor Feinden zu schützen, ist
einer besonderen Erwähnung wert, denn mittels Mimikry tarnt er sich,
indem er für den Angreifer ungenießbare oder gefährliche Tiere
imitiert. Aber eigentlich ist er als Gewittertierchen berühmt, denn
sobald die schwüle Luft drückt, kommen wir in Berührung mit dem
Fransenflügler, der sich kaum spürbar auf unserer Haut niederlässt.
Die
Fähigkeit, diesen sehr leichten Abschnittsgefährten zu erspüren,
wird sicherlich mit den Mechanosensoren der Haut verknüpft sein.
Deren Detektionsfähigkeiten wiederum mögen sich individuell
unterscheiden: Der eine ist sensitiver für Berührung als der
andere. Vielleicht könnte man gar soweit gehen, dass diejenigen, die
die Berührung mit Fransenflüglern überhaupt oder früher
registrieren, über eine besondere taktile Wahrnehmung verfügen.
Sophia,
eine hochbegabte Jugendliche, hat mir gerade von ihrer Berührung mit
einem Fransenflügler erzählt und mich damit daran erinnert, dass so
manches Mal, nein, eher sehr häufig in der Praxis die Beschreibung
von „Hypersensibilität“ bei hochbegabten Kindern auftaucht. Man
erhält tatsächlich oft die Information, sie seien sehr
geräuschsensibel oder empfindlich, wenn die Schildchen in der
Kleidung nicht herausgeschnitten worden seien. Bitte Vorsicht: Der
Begriff der Sensibilität täuscht hier ein wenig, da nicht die
subjektive Bewertung als unangenehm im Vordergrund steht, sondern
zunächst die einfache Wahrnehmung an sich. Viele Autoren haben
dieses Moment aufgegriffen und beschreiben es unterschiedlich, doch
begegnen sie sich in einem Punkt: der Hypersensitivität.
Lernen
als Verarbeitung von Informationen basiert auf der Wahrnehmung von
Informationen. Nur wer wahrnimmt, der kann die wahrgenommenen
Informationen verarbeiten. Eine alleinige Verarbeitung von
Informationen ist nicht möglich – erst einmal wahrnehmen. Unter
Berücksichtigung dieser Annahme ist der Schritt nicht fern, hieraus
abzuleiten, dass womöglich die grundlegenden sensorischen Prozesse
die später auftauchende intellektuelle Leistung bedingen. Wer
schlechter bzw. weniger wahrnimmt, ist im nächsten Schritt der
Verarbeitung bereits schlechter aufgestellt als derjenige, der besser
bzw. mehr wahrnimmt. So kann angenommen werden, dass die durch
Wahrnehmung ermöglichten gespeicherten neuronalen Muster bei
besserer Wahrnehmungsfähigkeit insgesamt eine differenziertere
Gehirnarchitektur bilden. Und dies scheint wiederum eine gute
Grundlage für intelligentes Verhalten. Somit muss Hochbegabung mit
Hochsensitivität verbunden sein. Vielleicht aber könnte
Hochbegabung auch mit Hochsensitivität gleichzusetzen sein.
Ich
danke dem Fransenflügler für seine Unterstützung und schließe mit
einem Warnhinweis: Sollten Sie diesen Blog über einen TFT-Monitor in
der Abendstunde lesen, achten Sie bitte darauf, dass der fotophile
Fransenflügler nicht durch die Lüftungsschlitze ins Innere des
Monitors krabbelt. Nur wenige Hersteller sehen dies als Garantiefall
an ...