Hochbegabung verstehen

Kita

Gibt es Merkmale oder Anzeichen, die auf hohe Begabungen im Kita-Alter hinweisen?

Merkmale und Anzeichen einer hohen kognitiven Begabung sind bereits in der frühen Kindheit zu erkennen. Sie sind aufgrund des Alters und der noch stark voranschreitenden Entwicklung der Kinder jedoch keine verlässlichen Indikatoren einer hohen kognitiven Begabung.

Von: Lisa Pohlmeier


Kontinuierlich beobachten, um hohe Begabungen erkennen zu können

Eine kontinuierliche und prozesshafte Beobachtung der Anzeichen und Merkmale ist empfehlenswert, um sie gegebenenfalls von temporären Entwicklungsvorsprüngen abzugrenzen. Eine ressourcenorientierte Haltung der pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen ist entscheidend, um entsprechende Merkmale und Anzeichen in Zusammenhang zu einer eventuellen frühen kognitiven Begabung zu setzen. Im Fokus der Betrachtungen sollten die Stärken und Potenziale der Kinder stehen. In unseren Kita-FAQs werden die Merkmale hoher Begabung (bzw. Anzeichen für hohe Begabung) wie folgt beschrieben:

Merkmale hoher kognitiver Begabung im Kita-Alter

„[...] Da die meisten Kinder im Vorschulalter ihre Umwelt interessiert erkunden, sind vor allem Beobachtungen zu Ausmaß, Tiefe und Qualität der Auseinandersetzung der Kinder mit neuen Inhalten von Bedeutung: Kinder mit hohen Begabungen zeigen zum einen ein vertieftes und andauerndes Erkenntnisinteresse und zum anderen eine sehr schnelle Auffassungsgabe, hohe Lernfähigkeit, außergewöhnliche Merkfähigkeit und raschen Kompetenzzuwachs. Sie zeigen zudem häufig eine hohe Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer in ihrem Bestreben, Wissen oder neue Fertigkeiten zu erwerben. Zielgerichtete Interessen sind im Vorschulalter zwar entwicklungsbedingt noch selten. Ein frühes, intensives Interesse kann aber gerade deshalb einen Hinweis auf eine hohe bereichsspezifische Begabung geben.“ 1

Anzeichen in der frühen Kindheit Anzeichen für eine hohe kognitive Begabung

„Ein hohes Maß an Wissbegier und ein ausdauernder Wunsch Neues zu lernen oder zu verstehen, ein auffallend gutes Gedächtnis sowie das selbstständige Erschließen neuer Sachverhalte auf der Basis bekannter Prinzipien, können erste Hinweise auf eine hohe kognitive Begabung sein. Ein weiteres Anzeichen kann gegeben sein, wenn ein Kind sehr früh schon einen umfangreichen und differenzierten Wortschatz entwickelt. Es ist jedoch ratsam, nicht vorschnell Schlüsse aus solchen Beobachtungen zu ziehen: Prognosen zur weiteren Entwicklung sind umso unsicherer, je jünger ein Kind ist. Zudem treffen diese Hinweise nur Aussagen über die allgemeine Lernfähigkeit eines Kindes und lassen weitere für die Begabungsentwicklung relevante Persönlichkeits- und Umweltmerkmale außer Acht.

Eltern berichten immer wieder von Besonderheiten und Auffälligkeiten ihrer Kinder in verschiedenen Entwicklungsabschnitten, zum Beispiel von geringem Schlafbedürfnis und Empfindlichkeit gegenüber sensorischen Reizen (Sinneseindrücken) im Kleinkindalter, die sie rückblickend als erste Hinweise auf die später festgestellte Hochbegabung ihrer Kinder bewerten. Dies mag für Einzelfälle durchaus zutreffen, allerdings lassen sich diese Erfahrungen nicht generalisieren bzw. auf die Gesamtheit aller kognitiv besonders begabter Kinder übertragen.“ 2

Vorsicht bei vorschnellen Zuschreibungen einer hohen Begabung

Vorschnelle Schlüsse oder Zuschreibungen durch Anzeichen und Merkmale, die unreflektiert als hohe kognitive Begabung gewertet werden, können von dem betreffenden Kind stigmatisierend empfunden werden. Um Folgen und Auswirkungen von Stigmatisierungen zu vermeiden ist es von besonderer Bedeutung, den Kindern Freiräume und Partizipationsmöglichkeiten zu bieten, sowie die eigene Haltung als pädagogischen Fachkräfte vorurteilsbewusst zu reflektieren.

Zur Vertiefung

Stigmatisierende Zuschreibungen

Ressourcenorientierte Haltung in der Begabungserkennung und -förderung