Hochbegabte unterstützen

Kita

Welche Methoden eignen sich für die frühe Begabungsförderung in der Kita?

Individuelle Förderung ist ein wichtiger Schlüssel zur frühen Entfaltung von Begabungen. Bereits in der Kita können einige Methoden in den Kitaalltag integriert werden, die die Stärken und Interessen der Kinder im Besonderen aufgreifen. Bei den Methoden der frühen Begabungsförderung handelt es sich um keine Zusatzangebote, sondern um alltagsintegrierte Angebote, die Chancen der Förderung für alle Kinder bieten.

Von: Lisa Pohlmeier


Individuelle Förderung basiert auf einer pädagogischen Grundhaltung, die professionelles Handeln darauf ausrichtet, jedes Kind bestmöglich zu begleiten und bei der Entfaltung seiner Potenziale zu unterstützen. Die Lernumgebung und pädagogischen Angebote, die Kindern dazu unterbreitet werden sollten, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Denn Kinder brauchen vielfältige Möglichkeiten, die sie entsprechend ihrem Lernbedürfnis und ihres Entwicklungsstandes fordern und fördern. Die (Eigen-)Motivation und Partizipation der Kinder sollten bei der Gestaltung von Lernangeboten eine entscheidende Rolle spielen, damit die Kinder ihren Interessen forschend nachgehen können.

Die Methoden, die sich zur frühen Förderung von Begabungen alltagsintegriert einsetzen lassen, werden in der täglichen Arbeit bereits in vielen Kitas umgesetzt. Dabei ist vielen pädagogischen Fachkräften deren bedeutender Beitrag zur Entfaltung von Begabungen (noch) nicht bewusst. Denn Methoden der frühen Begabungs- und Begabtenförderung in Kindertageseinrichtungen sind keine Zusatzangebote, vielmehr sind sie Angebote, die alle Kinder individuell fördern – demnach auch Kinder mit hohen Begabungen. Jedes Kind profitiert!

Inklusive, alltagsintegrierte Angebotsgestaltung

Oftmals sind spezifische oder umfassende Interessen von Kindern mit hohen Begabungen Anstöße für begabungsförderliche Angebote. Im Sinne der Inklusion sollten die Angebote für alle Kinder geöffnet werden, die Interesse haben daran mitzuwirken. Jedes Kind kann sich dabei entsprechend seiner Fähigkeiten individuell einbringen – unabhängig ob das Kind eine besondere Begabung in diesem Themenbereich mitbringt oder nicht.

Um die individuellen Interessen und Begabungen der Kinder in Bildungsangeboten zu berücksichtigen, braucht es professionelle und aufmerksame pädagogische Fachkräfte, die stärkenorientiert beobachten und entsprechende Handlungsschritte aus ihren Beobachtungen ableiten können. Auch ein Austausch im Team zu den Begabungen von Kindern kann dabei eine hilfreiche Unterstützung sein. Ebenso bedeutsam ist eine aufmerksame und sensible Zuwendung den Kindern gegenüber in Bezug auf ihre Wünsche und Bedürfnisse. Denn die vorgestellten begabungsförderlichen Methoden, beziehen Kinder aktiv mit ein.

Zur methodisch-didaktischen Gestaltung von begabungsförderlichen Lernsituationen können sich folgende Methoden im Besonderen eignen:

1. Projektarbeit

Die Projektarbeit prägt den Alltag in vielen Kitas, denn sie eignet sich gut zur individuellen Förderung von kindlichen Interessen, Stärken und Begabungen. Zudem bietet sie ein hohes Potenzial an Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und kann zur Stärkung sozialer Kompetenzen beitragen, da die Kinder während eines Projektes innerhalb einer sozialen Gruppe agieren. Indem sich pädagogische Fachkräfte eher als Anleitende und Unterstützende verstehen, kann den Kindern der nötige Freiraum zur eigenständigen Planung des Projektes geboten werden. „Projektarbeit ist gerade für hochbegabte Kinder eine intensive Möglichkeit, sich selbstbestimmt mit Themen zu beschäftigen, die vielleicht in der Gruppe nicht so aktuell sind, aber andere – ältere – Kinder stark interessieren“ 3.

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Bild: istock/ArtMarie

2. Philosophieren mit Kindern

„Besonders begabte Kinder haben grenzenlos viele Fragen, die sich um die Frage nach dem Wesen der Dinge drehen“ 1. Philosophische Fragen können für pädagogische Fachkräfte zunächst herausfordernd sein. Dabei bieten sie wertvolle Gesprächsanlässe. Indem die Fragen aufgegriffen und mit anderen Kindern gemeinsam diskutiert werden, profitieren alle Beteiligten und jedes Kind kann sich individuell und entsprechend seinen Erfahrungen einbringen. Kinder mit hohen kognitiven Begabungen können so ihr Wissen teilen und andere Kinder können dieses wiederum mit ihrem Wissen anreichern oder selbst weiteres Wissen erwerben. Kinder, die sich für ähnliche Fragestellungen interessieren, können durch das Philosophieren miteinander in Kontakt kommen.

3. Angebote der Vorschulgruppe

Eine Öffnung der Vorschulgruppe für Kinder mit hohen kognitiven Begabungen kann sinnvoll sein, wenn die Kinder besondere Herausforderungen im Kitaalltag benötigen und ein starkes Interesse an Lesen, Schreiben oder Rechnen zeigen. Auch wenn bei einem Kind mit hoher kognitiver Begabung über eine vorzeitige Einschulung nachgedacht wird, kann das Interesse an den Angeboten der Vorschulgruppe zusätzliche Anhaltspunkte bieten, ob das Kind in der Lage dazu ist den schulischen Ansprüchen gerecht zu werden. Denn neben den kognitiven Voraussetzungen, sollte das Kind auch den sozial-emotionalen Herausforderungen gewachsen sein. In der Vorschulgruppe können Kinder auf Peers treffen, die zwar kognitiv auf einem sehr ähnlichen Entwicklungsstand, jedoch im Alter voraus sind. Die soziale Interaktion innerhalb der Vorschulgruppe kann somit wichtige Hinweise über die sozial-emotionale Kompetenz des Kindes geben.

4. Frühes Service Learning

„Lerne und tue Gutes“ ist das Motto des Frühen Service Learning. Kinder gestalten dabei freiwillig Lernangebote für andere Kinder. Unter Anleitung einer pädagogischen Fachkraft legt das Kind selbst den Inhalt seines Angebotes fest und plant die Durchführung. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützen und begleiten die Kinder dabei und sind mit ihnen in einem ständigen Kommunikations- und Reflexionsprozess bezüglich der Vorbereitungen, der Durchführung, wie auch im Nachgang an das Angebot des Kindes. Bereits erworbenes Wissen können Kinder somit selbstbestimmt und partizipativ an andere Kinder weitergeben. Spezifische Interessen und Begabungen von Kindern mit hohen kognitiven Begabungen erhalten mit dem Frühen Service Learning die Möglichkeit zur Entfaltung innerhalb der Kita.

Zusammenfassung

Kurz zusammengefasst: von früher Begabungsförderung in der Kita profitieren alle Kinder! Pädagogischen Fachkräften bieten sich eine Menge Chancen, um die Ressourcen von Kindern zu erkennen: achtsames Wahrnehmen der Interessen, der Stärken und Begabungen der Kinder, sowie aufmerksame und sensible Kommunikation mit Kindern. Durch partizipative und begabungsförderliche Angebote und bedürfnisorientierte Lerngelegenheiten können sie diese zur Entfaltung befähigen. Begabungsförderung sollte von pädagogischen Fachkräften nicht als isolierte zusätzliche Aufgabe betrachtet werden 2. Vielmehr baut die frühe Begabungsförderung auf ressourcenorientierten Angeboten auf, die in den meisten Kitas bereits umgesetzt werden. Indem Inklusion gelebt wird, Diversität berücksichtigt wird, unterschiedliche Entwicklungsstände bedacht werden und jedes Kind sich individuell beteiligen kann, ist ein bedeutsamer Grundstein für die frühe Förderung von Begabungen in Kindertageseinrichtungen gelegt.

Zur Vertiefung

Frühe Begabungs- und Begabtenförderung in der Montessori-Pädagogik