Hochbegabung verstehen

Kita

Wie werden hohe Begabungen in der Kita erkannt?

Um hohe kognitive Begabungen bei Kita-Kindern erkennen zu können, eignen sich entsprechende pädagogische und psychologische Testverfahren.

Von: Lisa Pohlmeier


Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren zum Erkennen hoher Begabungen

Pädagogische Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren, die in der Kita zum Einsatz kommen, zielen darauf ab, den Entwicklungsverlauf der Kinder sowie die individuellen kindlichen Lernbedürfnisse und Interessen zu erfassen. Die Erkenntnisse, die sich aus diesen Beobachtungen und Dokumentationen professionell ableiten lassen, bilden die Grundlage für eine angemessene Förderung des Kindes.

„Oft ist dieses Vorgehen im Kita-Alter ausreichend. Doch manchmal sehen sich Eltern und Fachkräfte mit Herausforderungen konfrontiert, die es sinnvoll erscheinen lassen, ergänzend eine psychologische Diagnostik durchzuführen. Das kann etwa dann der Fall sein, wenn es sehr unterschiedliche Einschätzungen zu den Fähigkeiten des Kindes gibt, wenn sich die Frage nach dem richtigen Einschulungszeitpunkt stellt oder das Kind sich über einen längeren Zeitraum in der Kita nicht wohlfühlt, oder Verhalten zeigt, die Eltern oder Fachkräften Sorge bereiten“ 1.

Psychologische Diagnostik bei hoher Begabung im Vorfeld abwägen und vorbereiten

„Eine psychologische Diagnostik ist nur dann gewinnbringend, wenn es eine einzugrenzende Fragestellung gibt, zu deren Beantwortung psychologische Verfahren einen substanziellen Beitrag leisten können. Nur unter dieser Voraussetzung können geeignete Verfahren ausgewählt und die Ergebnisse des Kindes in den Tests mit Bezug auf die anstehende Entscheidung oder Frage sinnvoll bewertet werden“ 2. Beispielsweise können psychologische Tests hilfreich sein, die Entscheidungsfindung einer frühzeitigen Einschulung zu stützen und sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob das Kind die schulischen Anforderungen bewältigen kann 3.

Diagnostik gerät jedoch an seine Grenzen, wenn es um die Ausgestaltung der individuellen Förderung des Kindes in der Kita geht. Hierzu sind wiederum die pädagogischen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren einzusetzen 3. Doch auch für deren Einsatz ist ein entsprechendes Verfahren unter den Aspekten seiner Möglichkeiten und Grenzen, sowie der zu beantwortenden diagnostischen Fragegestellung auszuwählen 4. Zur Vertiefung sind an dieser Stelle die Quellen 3 S. 14-26 und 4 S. 28-41 zu empfehlen.

Weitere förderliche Aspekte zur Erkennung von hohen kognitiven Begabungen im Kita-Alter

Über die diagnostischen Aspekte hinaus soll noch auf weitere förderliche Aspekte zur Erkennung von hohen kognitiven Begabungen bei Kita-Kindern Bezug genommen werden.

  • Ressourcenorientierte Grundhaltung der pädagogischen Fachkräfte: Die individuellen Fähigkeiten, Stärken und Potenziale der Kinder werden fokussiert und weniger die Entwicklungsdefizite in den Blick genommen.
  • Vermeidung stigmatisierender Zuschreibungen: Eine individuelle, ressourcenorientierte und reflektierte Wahrnehmung der Kinder durch die pädagogischen Fachkräfte lässt sie sensibler für stigmatisierende Zuschreibungen und deren Auswirkungen auf die Kinder werden.
  • Professionelle Interaktionsgestaltung mit Kindern: Pädagogische Fachkräfte, die Äußerungen der Kinder ernst nehmen und ihre Anliegen anhören, bieten sich durch ihre Haltung den Kindern gegenüber als professionelle Gesprächspartner:innen an. Dies kann u. a. das Erkennen der besonderen Begabungen der Kinder unterstützen.
  • Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern gestalten: Das Erkennen und die Förderung der kindlichen Begabungen finden nicht ausschließlich in der Kita statt. Um auch im privaten Umfeld des Kindes gute Unterstützungsangebote zu initiieren, sollte eine gute Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen den Erziehungsberechtigten und der Kita aufgebaut und gepflegt werden
  • Kooperation mit der Grundschule: Eine gute Kooperation zwischen der Kita und der Grundschule ist für die Übergangsgestaltung der Kita hilfreich. In Bezug auf Kinder mit hohen kognitiven Begabungen jedoch noch einmal verstärkt in den Fokus zu nehmen, damit die Bedürfnisse des Kindes durch entsprechende Fördermaßnahmen Berücksichtigung erfahren.
  • Unterstützungsangebote hinzuziehen (z. B. Beratungsstellen und Sozialraumangebote): Wenn pädagogische Fachkräfte und Eltern im Prozess der Erkennung einer hohen kognitiven Begabung eines Kindes an ihre Grenzen geraten, kann die Unterstützung einer Beratungsstelle hilfreich sein. Zusätzliche Angebote des Sozialraumes können das Kind darin fördern seine Begabungen zu entdecken, zu spezifizieren und weiter auszubilden.
  • Fachwissen erweitern und aufbauen: Um hohe Begabungen bereits in der frühen Kindheit zu erkennen, braucht es eine Sensibilität für die Thematik und Fachwissen, die den gesamten Prozess der Erkennung, Entfaltungsmöglichkeiten und der gezielten Förderung abdeckt. Eltern, wie Fachkräfte in Kitas sind dabei gefragt sich entsprechend zu informieren und sich Fachwissen anzueignen, damit die Kinder bestmöglich begleitet werden.